Warnung vor rechtsterroristischen Netzwerken

Warnung vor rechtsterroristischen Netzwerken

Leipzig (epd). Die Ombudsfrau der Bundesregierung für die NSU-Opfer, Barbara John, hat nach dem Absägen eines Gedenkbaums für den getöteten Enver Simsek in Zwickau (Sachsen) vor der fortbestehenden Gefahr des Rechtsterrorismus gewarnt. "Für mich ist das ein Indiz für die Existenz nach wie sehr aktiver rechtsterroristischer Netzwerke, die Mord offensichtlich gut heißen", sagte John den Zeitungen des "RedaktionsNetzwerks Deutschland" (RND, Sonntag): "Wie käme man sonst auf die Idee, die Erinnerung an die Opfer anzugreifen?"

Dass es diese Netzwerke gebe, müsse die Sicherheitsbehörden aufmerksam machen, forderte John: "Sie müssen da verstärkt hingucken. Das sage ich auch im Namen der Familien, von denen ich jetzt mit einigen gesprochen habe und die entsetzt sind."

Die Ombudsfrau erinnerte daran, dass das Wohnhaus von der NSU-Mitglieder Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos in Zwickau eingeebnet worden sei, damit es nicht zur Wallfahrtsstätte werde. Später habe man auf das Anbringen einer Gedenktafel für die NSU-Opfer verzichtet - aus Sorge, sie könne beschmiert werden.

Als Reaktion auf das Absägen des Baumes könne man nun zwar auf den Gedanken kommen, statt seiner einen ganzen Wald zu pflanzen, so John. "Aber wir sollten uns nicht in eine Pingpong-Situation mit diesen Leuten begeben. Besser ist es, sich an ihre Fersen zu heften und ihre Netzwerke aufzudecken." Der Baum im Schwanenteichpark in Zwickau erinnerte an den Blumenhändler Enver Simsek aus Hessen, der im September 2000 in Nürnberg von der rechtsterroristischen NSU erschossen worden war. Er war das erste von insgesamt zehn Opfern der Terrorzelle.

epd rks