Gysi: Ostdeutsche wurden 1990 gedemütigt

Gysi: Ostdeutsche wurden 1990 gedemütigt

Karlsruhe (epd). Nach Einschätzung des Linken-Politikers Gregor Gysi sind bei der deutschen Vereinigung Fehler gemacht worden. So seien keine Symbole der Bundesrepublik verändert worden, wie es eigentlich bei einer Vereinigung geschehen müsste, sagte Gysi am Donnerstag in der evangelischen Stadtkirche in Karlsruhe-Durlach. Es seien weder Name, Hymne, Fahne noch das Emblem geändert worden, "auch nicht die Bezeichnung einer einzigen Bundesbehörde". Das habe die Ostdeutschen gedemütigt, sagte Gysi in einem Politischen Gottesdienst am Tag der Deutschen Einheit vor mehreren hundert Besuchern.

Am 3. Oktober 1990 waren die nach dem Mauerfall 1989 und dem anschließenden Zusammenbruch der DDR neu gegründeten ostdeutschen Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland beigetreten. Gysi war unter anderem letzter Vorsitzender der SED und ihrer Nachfolgepartei PDS. Später war er viele Jahre Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag

In seiner Kanzelrede in Karlsruhe betonte Gysi auch die Rolle der Religion für die Gesellschaft. Er sei zwar kein religiöser Mensch, aber er fürchte eine gottlose Gesellschaft. "Ohne Religion gibt es keine allgemeinverbindliche Moral", sagte der 71-jährige Rechtsanwalt. Der Markt könne keine Moral- und Wertvorstellungen hervorbringen.