Missbrauchsbeauftragter für verpflichtende Weiterbildung an Schulen

Missbrauchsbeauftragter für verpflichtende Weiterbildung an Schulen

Köln (epd). Der Unabhängige Beauftragte zu Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, wirbt für eine verpflichtende Weiterbildung für Lehrer zum Thema sexualisierte Gewalt. "Diese Kompetenz müssen an einer Schule alle haben", sagte er am Dienstag auf der Fachtagung "Respekt für Dich!" des Vereins Zartbitter in Köln. Allerdings mache er sich wenig Hoffnungen auf eine zügige Umsetzung.

So habe er beispielsweise die Kampagne "Schule gegen sexuelle Gewalt" 2016 in Nordrhein-Westfalen gestartet, betonte Rörig. Es habe drei Jahre gedauert bis jetzt 2019 das Land Mecklenburg-Vorpommern als letztes Bundesland beigetreten sei. "Das war ein zäher Prozess. Es wird angenommen, aber Euphorie sieht anders aus", sagte er.

Für den verschobenen Abschluss der Rahmenvereinbarung mit der Deutschen Bischofskonferenz über die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche rechne er mit Ende diesen Jahres, betonte der Unabhängige Beauftrage. "Wir sind in der Endfassung." Anschließend gehe es um die Verhandlungen, wie die Rahmenvereinbarung in den einzelnen Diözesen umgesetzt werde. Mit der evangelischen Kirche sei man noch nicht so weit, führte Rörig aus. Nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie im September 2018 hatte die Bischofskonferenz eine enge Zusammenarbeit mit dem Unabhängigen Beauftragten vereinbart.

Die Mitbegründerin der Kölner Fach- und Beratungsstelle Zartbitter, Ursula Enders, bekräftigte die Forderung nach unabhängigen Ombudsleuten nicht nur für die Kirchen, sondern auch für weitere Institutionen. "Denn soll sich eine Betroffene an einer Schule an den Regierungspräsidenten wenden, der gleichzeitig auch die Schulaufsicht ist?", fragte sie. Das sei ein strukturelles Problem, dass nur durch unabhängige Ombudsleute gelöst werden könne.

Enders verwies darauf, dass jedes zweite Mädchen heute sexualisierte Gewalt in der Gruppe in der Schule erfahre. Aber heute werde das wahrgenommen und öffentlich thematisiert. "Das hat sich geändert gegenüber den 80er Jahren, als ich angefangen habe", sagte die scheidende Leiterin der Beratungsstelle gegen Kindesmissbrauch. Für die Zukunft wünschte sie sich mehr Wertschätzung für die Arbeit der Praxis, sagte sie. Daran wolle sie mit ihren Veröffentlichungen arbeiten.