Impfschutz bei Zweijährigen nicht ausreichend

Impfschutz bei Zweijährigen nicht ausreichend
Fast jedes fünfte Kind nicht komplett gegen Masern geimpft
Die von Bundesgesundheitsminister Spahn geplante Impfpflicht für Masern ist umstritten. Eine Auswertung der Techniker Krankenkasse zeigt: Handlungsbedarf besteht. Viele Kinder sind nicht ausreichend geschützt.

Berlin (epd). Fast jedes fünfte Kind im Alter von zwei Jahren ist einer Umfrage zufolge nicht ausreichend gegen Masern geimpft. Elf Prozent der im Jahr 2016 Geborenen seien unvollständig geimpft, sieben Prozent gar nicht, teilte die Techniker Krankenkasse am Dienstag mit Verweis auf eine Auswertung von Versichertendaten mit. Die Krankenkasse legte außerdem eine Umfrage zum Thema Impfen vor. Demnach leben Impfgegner vor allem in Städten.

Um wirksam gegen Masern geschützt zu sein, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) beim Robert-Koch-Institut zwei Impfungen bis zum Alter von 2 Jahren, die erste im Alter von einem Jahr. Die zunehmende Zahl unvollständig gegen Masern geschützter Kinder hatte in Deutschland zu einer aufgeheizten Debatte geführt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant eine Impfpflicht für Masern, nach der Kita-Kinder aus der Einrichtung ausgeschlossen werden können und Eltern von Schulkindern ein hohes Bußgeld zahlen müssen, wenn nicht ausreichend geimpft wurde.

Um eine Gesellschaft wirksam gegen gefährliche Krankheiten zu schützen ist Wissenschaftlern zufolge eine Impfquote von 95 Prozent der Bevölkerung notwendig. Dann greift der sogenannte Herdenschutz für diejenigen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht per Impfung schützen können. Das Robert-Koch-Institut gibt die Impfquote von Kindern vor der Einschulung derzeit mit 92,8 Prozent an. Die Barmer hatte im August eine Auswertung ihrer Versichertendaten vorgelegt, wonach sie sogar um noch vier Prozent niedriger liegt.

Nach Angaben der Techniker Krankenkasse hat zudem nur knapp die Hälfte (47 Prozent) der Zweijährigen alle von der Impfkommission empfohlenen Immunisierungen erhalten. Unter den 13 Impfungen sind Standards wie Tetanus, Masern, Mumps oder Diphtherie, aber auch gefährliche Krankheiten wie Hepatitis B, Rotaviren oder Meningokokken.

Immer weniger Menschen lassen sich nach Angaben der Kaufmännischen Krankenkasse Hannover (KKH) zudem gegen die Grippe impfen. Während sich 2008 geschätzt noch jeder dritte Bundesbürger impfen ließ, war es 2018 lediglich jeder fünfte, wie die KKH in Hannover mitteilte.

Impfskepsis und Gegnerschaft sind laut einer von der TK beauftragten Umfrage dabei in den Städten am größten. Neun Prozent der eher urbanen Bevölkerung und damit jeder elfte Städter sind demnach gegen Impfungen. Auf dem Land lehnen nur zwei Prozent die Maßnahmen zum Schutz vor Krankheiten ab.

Die Befragten stimmten dabei der Aussage zu, dass sie Impfungen ablehnen, weil diese Risiken bergen würden und die Wirksamkeit nicht belegt sei. Der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, zeigte sich alarmiert. Über die Ursachen für das Stadt-Land-Gefälle könne man nur spekulieren. "Die Zahlen und die Gründe, aus denen die Befragten Impfungen ablehnen, sind jedoch ein deutliches Alarmsignal, dass wir mehr wissenschaftlich fundierte Informationen und unabhängige Aufklärung beim Thema Impfen brauchen", sagte er. Für die Umfrage hat den Angaben zufolge das Forschungsinstitut Forsa im August und September 1.002 Personen befragt.