Staatsanwaltschaft erhebt Klage gegen fünf Vorgesetzte von Högel

Staatsanwaltschaft erhebt Klage gegen fünf Vorgesetzte von Högel

Oldenburg (epd). Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat fünf ehemalige Vorgesetzte des wegen Mordes verurteilten früheren Krankenpflegers Niels Högel angeklagt. Ihnen werde Totschlag durch Unterlassen vorgeworfen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Donnerstag dem epd. Trotz deutlicher Hinweise hätten sie Högel nicht gestoppt. Zuerst hatte die Oldenburger "Nordwest-Zeitung" darüber berichtet. Högel wurde Anfang Juni wegen 85 Morden an Patienten zu lebenslanger Haft verurteilt.

Angeklagt sind der langjährige Geschäftsführer der Krankenhäuser Oldenburg und Delmenhorst, Rudolf M., der heute das Klinikum Dortmund leitet, die damalige Pflegedirektorin, der ehemalige Chefarzt der Herzchirurgie, der Chefarzt der Anästhesie sowie ein Stationsleiter. Dem Geschäftsführer und der Pflegedirektorin werden jeweils 63 Fälle vorgeworfen, einem Chefarzt 60 Fälle, dem zweiten Chefarzt und dem Stationsleiter je drei Fälle.

Niels Högel hatte zwischen 2000 und 2005 in Kliniken in Oldenburg und Delmenhorst 85 Patienten ermordet. Laut Feststellung des Gerichts vergiftete er seine Patienten mit Medikamenten, die zum Herzstillstand führten, um sie anschließend reanimieren zu können. So wollte er vor Kollegen als kompetenter Retter glänzen. Wegen sechs weiterer Taten war er bereits in früheren Prozessen verurteilt worden.