Eurotransplant: Großes Unverständnis über Haltung Deutschlands

Eurotransplant: Großes Unverständnis über Haltung Deutschlands

Berlin (epd). Vor der Bundestagsanhörung über die Pläne zur Neuregelung der Organspende haben sich Organisationen des Transplantationswesens einmütig für die Einführung der sogenannten Widerspruchsregelung in Deutschland ausgesprochen. In sieben von acht Ländern des Eurotransplant-Verbundes gelte diese Regelung, heißt es in einer Stellungnahme von Eurotransplant-Präsident Bruno Meiser an den Ausschuss. Jedes Jahr würde eine große Zahl von Organen aus kooperierenden Ländern nach Deutschland exportiert, wo die Spenderzahl besonders niedrig ist. Trotz nach wie vor bestehender Solidarität komme es zu Spannungen und "großem Unverständnis über die Haltung Deutschlands", schreibt Meiser.

Über Eurotransplant kooperieren acht europäische Staaten bei der Organspende. Ziel ist es, Spenderorgane möglichst dorthin zu verteilen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Deutschland ist Profiteur des Systems: Mehr Organe werden hierzulande transplantiert als gespendet.

Die Politik will die Zahl der Organspenden erhöhen. Dazu konkurrieren im Wesentlichen zwei Gesetzentwürfe. Eine Abgeordnetengruppe um Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und den SPD-Politiker Karl Lauterbach will die sogenannte Widerspruchsregelung einführen. Danach wären alle Bürger Organspender, die selbst zu Lebzeiten oder deren Angehörige nach dem Tod dem nicht widersprechen. Eine andere Gruppe um die Grünen-Chefin Annalena Baerbock und Linken-Vorsitzende Katja Kipping will dagegen an der jetzigen Regelung festhalten, wonach nur die Zustimmung Voraussetzung für eine Organspende ist.

Auch die Deutsche Transplantationsgesellschaft spricht sich in ihrer Stellungnahme "ohne Einschränkung" für die Widerspruchsregelung aus. Jedem, der für die Zustimmungsregelung sei, müsse klar sein, dass via Eurotransplant bereits heute regelmäßig Organe in Deutschland transplantiert werden, die ohne explizite Zustimmung, sondern auf Grundlage der Widerspruchsregelung entnommen wurden, heißt es in der Einschätzung der Fachgesellschaft.

Auch die Deutsche Stiftung Organtransplantation spricht bei der Widerspruchsregelung von einer "positiven Ausgangsbasis". Sie gibt zudem zu bedenken, dass die von Baerbock und anderen geplante Regelung mit einer Zustimmung über die Behörden oder Ärzte eine mehrjährige Umsetzungszeit erwarten lasse.

Der Gesundheitsausschuss im Bundestag debattiert am Mittwoch über die Organspende. Wann der Bundestag über die Frage abstimmt, ist noch nicht klar. Das Ergebnis ist bislang völlig offen, weil der Fraktionszwang bei der Entscheidung aufgehoben ist.