Mehr als 50 Zivilisten bei Angriffen in Afghanistan getötet

Mehr als 50 Zivilisten bei Angriffen in Afghanistan getötet
Patienten im Krankenhaus, Bauern auf dem Feld: Vor der Gewalt in Afghanistan scheint niemand sicher. Dass sich Anschläge und Angriffe häufen, ist ein unheilvolles Omen für die Präsidentenwahl am 28. September.

Dubai, Kabul (epd). Vor der Präsidentenwahl in Afghanistan nimmt die Gewalt weiter zu. Am Donnerstag kamen bei zwei separaten Vorfällen mindestens 50 Zivilisten ums Leben, wie der TV-Sender Tolo News berichtete. Die radikal-islamischen Taliban töteten mit einer Bombe mindestens 20 Menschen in der Provinz Sabul. Bei einem Drohnen-Angriff des afghanischen Militärs in der Provinz Nangahar starben mindestens 30 Zivilisten. Seit dem Scheitern der Friedensverhandungen haben beide Seiten den Kampf verschärft.

Der Taliban-Anschlag wurde vor dem Eingang des Krankenhauses in Kalat, der Hauptstadt der Sabul-Provinz, verübt. Ein Selbstmordattentäter zündete die in einem Lastwagen versteckte Bombe: Mindestens 20 Menschen wurden getötet und um die 95 weitere verletzt. Unter den Opfern sind Patienten, Ärzte und Krankenpfleger. Das Hospital wurde völlig verwüstet. Verwundete mussten zur Behandlung in die Nachbarprovinz Kandahar gebracht werden. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag, der angeblich auf das Gebäude des afghanischen Nachrichtendienstes neben dem Krankenhaus zielte.

In der Provinz Nangahar traf ein Drohnenangriff versehentlich ein Feld, auf dem Bauern mit der Ernte von Nüssen beschäftigt waren. Nach Angaben des Provinzrates starben dabei mindestens 30 Menschen und um die 40 wurden verletzt. Der von den USA unterstützte Luftschlag war offenbar gegen Verstecke der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) gerichtet gewesen.

Schon zuvor hatte es mehrere Anschläge gegeben. Am Dienstag töteten die Taliban bei zwei Selbstmordattentaten mindestens 48 Menschen. Auch eine Wahlkampfveranstaltung von Präsident Aschraf Ghani wurde angegriffen. Präsident Ghani blieb unverletzt, doch mindestens 26 Menschen starben. Afghanistan soll am 28. September einen neuen Präsidenten wählen. Der 70-jährige Ghani gilt als Favorit. Auch diesmal haben die Taliban angekündigt, die Abstimmung zu stören und Anschläge auf Wahllokale zu verüben.

Der britische Nachrichtensender BBC zählte allein im August 473 getötete Zivilisten in Afghanistan. Die meisten der insgesamt 2.307 Toten waren Taliban-Kämpfer oder Sicherheitskärfte. Vor gut zwei Wochen waren Verhandlungen zwischen den Taliban und den USA über ein mögliches Friedensabkommen gescheitert, das ein Ende des fast 18 Jahre dauernden Konflikts einleiten sollte.