Umfrage: In der Psychiatrie fehlt Personal

Umfrage: In der Psychiatrie fehlt Personal

Berlin (epd). Mehr als drei Viertel der Beschäftigten in psychiatrischen Einrichtungen in Deutschland können sich laut einer Umfrage nicht vorstellen, bis zur Rente in der Psychiatrie zu arbeiten. Wie die am Montag in Berlin vorgestellte Erhebung der Gewerkschaft ver.di zudem ergab, halten 77,3 Prozent der Beschäftigten die Besetzung auf ihrer Station für "knapp" oder "viel zu gering". Die Personalknappheit in den Einrichtungen bringe die Angestellten ans Limit, erklärte die Gewerkschaft. Für die Untersuchung wurden im Juli und August mehr als 2.300 Beschäftigte befragt.

An diesem Dienstag macht ver.di bundesweit mit einem Aktionstag auf die Personalsituation in psychiatrischen Krankenhäusern aufmerksam. In der kommenden Woche will der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) über Vorgaben für die Personalausstattung in der Psychiatrie entscheiden.

Die Gewerkschaft fordert, die Personalausstattung deutlich zu verbessern. Entwürfe, die zu einer Verschlechterung der bisherigen Standards führen könnten, müssten vom Tisch. "Niemals wieder darf es eine Verwahrpsychiatrie geben", sagte Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. "Der G-BA muss die Zeitwerte pro Patientin beziehungsweise Patient für die verschiedenen Berufsgruppen deutlich erhöhen." Die Krankenkassen müssten das für eine gute Versorgung erforderliche Personal finanzieren. Wenn die Personalvorgaben nicht eingehalten werden, müsse dies Konsequenzen haben.

Derzeit könnten viele Versorgungsaufgaben nur noch zum Teil oder gar nicht mehr erfüllt werden, ergab die ver.di-Umfrage. Demnach konstatierten mehr als 80 Prozent der Befragten, ein begleiteter Ausgang für alle Patienten sei "nur zum Teil", "nur sehr eingeschränkt" oder "nicht möglich". Zu Überlastung kämen für die Beschäftigten noch konkrete Gefährdungen durch körperliche und verbale Angriffe hinzu. Knapp die Hälfte der Befragten (49,9 Prozent) sei in den letzten vier Wochen mindestens einmal körperlichen Übergriffen ausgesetzt gewesen. Rund 80 Prozent seien mindestens einmal beschimpft worden.