Lügde-Prozess: Missbrauchsopfer und Unterstützer demonstrieren vor Landgericht

Lügde-Prozess: Missbrauchsopfer und Unterstützer demonstrieren vor Landgericht
Detmold (epd). Am letzten Verhandlungstag im Lügde-Prozess haben am Freitag in Detmold rund 50 Missbrauchsopfer und Unterstützer demonstriert.

In einem Schweigemarsch zogen sie vom Markplatz der lippischen Kreisstadt zum Landgericht, wo zwei Männer des vielfachen Kindesmissbrauchs angeklagt sind. Das Urteil soll am 5. September verkündet werden.

Die Demonstranten forderten, die Verjährung von sexuellem Missbrauch aufzuheben. Gleichzeitig verlangten sie eine lebenslange Überwachung verurteilter Täter. "Es gibt keine Einmal-Täter", sagte der Initiator der Demonstration, Markus Diegmann, der selbst im Kindesalter Opfer von Missbrauch wurde.

Mit der Aktion solle keineswegs das Gericht beeinflusst werden. "Wir wollen erreichen, dass die Gesellschaft sich nicht wegduckt, sondern hinschaut", erklärte Diegmann. "Täglich werden 41 Fälle von schwerem sexuellem Missbrauch angezeigt. Die Dunkelziffer ist zwanzig Mal so hoch."

Unter dem Motto "Tour 41" tourt Diegmann mit seinem Wohnmobil seit knapp drei Jahren durch Deutschland, um die Öffentlichkeit zu informieren und zu beraten. "In jeder Stadt kommen Betroffene auf mich zu, die sich mir anvertrauen", sagte der Aktivist. Er hat eine Petition gestartet, die bereits von mehr als 370.000 Menschen unterzeichnet wurde. Die Liste solle im Herbst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) überreicht werden.

Im Lügde-Prozess hat die Staatsanwaltschaft Haftstrafen mit anschließender Sicherungsverwahrung für die beiden Hauptangeklagten gefordert. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt einen 56-jährigen Mann, der auf einem Campingplatz im lippischen Lügde nahe der Landesgrenze zu Niedersachsen lebte, und einen 34-jährigen Mitangeklagten des Kindesmissbrauchs mit Herstellung von Kinderpornografie in mehr als 450 Fällen.

Ein 49-jähriger Mitangeklagter aus dem niedersächsischen Stade war bereits am 17. Juli wegen Anstiftung zum schweren Missbrauch und Beihilfe zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Der Mann soll über Webcam-Übertragungen am Kindesmissbrauch teilgenommen haben.