Ehemaliger Farc-Führer Márquez ruft zu den Waffen

Ehemaliger Farc-Führer Márquez ruft zu den Waffen

Frankfurt a.M., Bogotá (epd). Knapp drei Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens in Kolumbien ruft der ehemalige Farc-Guerillaführer Iván Márquez seine Anhänger wieder zu den Waffen. Es beginne eine "neue Phase des bewaffneten Kampfes", erklärte er laut der kolumbianischen Zeitung "El Tiempo" am Donnerstag in einem Video. Der Staat habe das Friedensabkommen verraten, das er mit ausgehandelt habe, sagte Márquez zur Begründung.

In dem Video, auf dem Márquez neben etwa 20 mit Gewehren bewaffneten Männern zu sehen sei, warf er dem Bericht zufolge der Regierung Gleichgültigkeit und Trägheit vor, die zum Tod von Hunderten weiteren Aktivisten und Ex-Guerilleros geführt habe. An der Seite von Márquez hätten zwei weitere Führungspersonen der Ex-Rebellen gestanden: Jesús Santrich und Hernán Darío Velázquez. Márquez habe auch eine mögliche Annäherung an die ELN-Rebellen angedeutet, die selbst noch kein Friedensabkommen mit der Regierung geschlossen haben.

Márquez war Chefunterhändler der Farc-Guerilla bei den Friedensverhandlungen mit der Regierung unter Ex-Präsident Juan Manuel Santos. Dem seit dem vergangenen Jahr regierenden Staatschef Iván Duque hat Márquez vorgeworfen, den 2016 geschlossenen Friedensvertrag "nach Lust und Laune" zu verändern. Seit seinem Amtsantritt bemüht sich der konservative Duque, wichtige Teile des Vertrags abzuändern. Die Farc-Guerilla selbst wandelte sich nach dem Friedensschluss in eine politische Partei um und zog in den Kongress ein. Auch Márquez erhielt ein Mandat als Senator, das ihm inzwischen aber aberkannt wurde.

In dem mehr als 50 Jahre währenden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst. Der Konflikt zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet.