Betreuer soll sich in 696 Fällen an Jungen vergangen haben

Betreuer soll sich in 696 Fällen an Jungen vergangen haben
Staatsanwaltschaft erhebt Anklage
Die Kleinstadt Staufen wird wohl bald wieder wegen eines Missbrauchs-Prozesses in den Schlagzeilen stehen. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben gegen einen 41-Jährigen. Er soll vier Jungen hundertfach missbraucht haben.

Staufen/Freiburg (epd). Wegen mutmaßlichen hundertfachen Missbrauchs von Kindern hat die Staatsanwaltschaft Freiburg einen früheren Pfadfinder-Betreuer angeklagt. Der 41-Jährige wird beschuldigt, vier Jungen missbraucht zu haben. Ihm wird schwerer sexueller Missbrauch, Vergewaltigung und Körperverletzung vorgeworfen. Das Landgericht Freiburg entscheide nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens, bestätigte Staatsanwalt Ralf Langenbach am Mittwoch auf Anfrage des Evangelischen Pressdienstes (epd). Ein Geständnis liege bislang nicht vor, der ehemalige Betreuer einer evangelischen Pfadfinder-Gruppe habe kaum Angaben zu den Taten gemacht.

Konkret werden dem Deutschen den Angaben zufolge 696 sexuelle Übergriffe zwischen 2010 und 2018 vorgeworfen. Die Jungen sollen zum Zeitpunkt der Übergriffe zwischen sieben und 14 Jahre alt gewesen sein. Die Missbrauchsfälle fanden den Angaben zufolge vor allem in der Kleinstadt Staufen statt, heißt es in einer Pressemitteilung. Einen Zusammenhang mit dem jahrelangen Missbrauch eines Staufener Jungen, der über das Darknet Kinderschändern überlassen worden war, gebe es nicht.

Derzeit laufen noch weitere Ermittlungen wegen Kindesmissbrauchs gegen einen 27-Jährigen, der ebenfalls als Betreuer in der Pfadfinder-Gruppe tätig gewesen sei. Einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Fällen sieht die Polizei ebenfalls nicht.

Derzeit sitzt der 41-jährige Beschuldigte in Untersuchungshaft. Laut der Pressemitteilung habe der Mann seine Missbrauchs-Serie 2010 als Gruppenleiter bei einer Pfadfindergruppe in Staufen begonnen. Laut Polizei suchte sich der unverheiratete Mann gezielt Kinder aus, die er für sich begeistern und gewinnen konnte. "Er hat ihnen regelmäßig Geschenke gemacht und ein Vertrauensverhältnis aufgebaut", hatte Chefermittler Mathias Kaiser bei einer Pressekonferenz im Mai erklärt. Bezüglich der sexuellen Handlungen habe er ihnen suggeriert, dass dies völlig normal sei.

Aufmerksam auf den 41-Jährigen wurde die Polizei durch eine Mutter, die im Februar dieses Jahres meldete, dass ihr heute 17-jähriger Sohn als Junge von einem Jugendbetreuer mehrmals missbraucht worden sei. Bei der Pressekonferenz war auch bekanntgeworden, dass gegen den Verdächtigen von 2004 bis 2007 ein Strafverfahren wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern lief. Da aber Aussage gegen Aussage stand, sei der Mann freigesprochen worden.