Bischof Hein dringt auf EKD-Antisemitismusbeauftragten

Bischof Hein dringt auf EKD-Antisemitismusbeauftragten
06.08.2019
epd
epd-Gespräch: Christian Prüfer und Karsten Frerichs

Kassel (epd). Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, dringt auf einen Antisemitismusbeauftragten in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Was in der Gesellschaft virulent ist, erreiche auch Kirchengemeinden, "also auch der wachsende Antisemitismus", sagte Hein dem Evangelischen Pressedienst (epd) und forderte: "Wir müssen vor der eigenen Haustür kehren!"

Auf der einen Seite müsse es möglich sein, die israelische Politik gegenüber den Palästinensern zu kritisieren. "Auf der anderen Seite darf das Existenzrecht des Staates Israels niemals infrage gestellt werden! Die evangelische Kirche ist gefragt, mehr Verständnis aufzubringen für einen Staat, der von Ländern mit ausgeprägter Israelfeindschaft umgeben ist", forderte Hein, der Ende September nach 19 Jahren an der Spitze der kurhessischen Kirche in den Ruhestand geht. Nähe zu palästinensischen Christen dürfe nicht dazu führen, die moralische Verpflichtung aufzugeben, sich für das Existenzrecht Israels einzusetzen, sagte er.

Ein Antisemitismusbeauftragter sollte "genau beobachten, was sich in den Gemeinden tut". Ganz wichtig sei es auch, Aufklärungsarbeit zu leisten. "Und er beziehungsweise sie könnte mehr Begegnungsfelder schaffen", sagte Hein mit Verweis auf Jugendgruppen. "Wir haben zu wenig im Blick, wie viele junge Menschen jüdischen Glaubens es bei uns gibt", sagte der 65-Jährige.

Sein vor einigen Wochen erstmals geäußerter Vorschlag, einen evangelischen Antisemitismusbeauftragten zu berufen, habe Reaktionen bis in eine jüdische Wochenzeitung in den USA hervorgerufen. "Bei der EKD allerdings würde ich mir mehr Nachdruck wünschen, den Vorschlag ernsthaft zu diskutieren", sagte der leitende Theologe.