Ates: Linkes Milieu zum Teil blind für Gefahr durch Islamisten

Ates: Linkes Milieu zum Teil blind für Gefahr durch Islamisten

Augsburg (epd). Die Imamin und Frauenrechtlerin Seyran Ates warnt davor, die Gefahr durch Islamisten zu verharmlosen. "Es gibt muslimische Migranten und Organisationen, wie die Muslimbrüder, die in manchen Belangen sogar rechts von der AfD stehen. Dafür sind Teile aus dem linken Milieu blind", sagte die Muslimin der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). Im Übrigen sehe sie die Ursache dafür, dass es die AfD gibt, darin, dass die etablierten Parteien Themen wie die Migration "lange verpennt" hätten.

Ates beklagte, dass ein Teil der Deutschen die eigene Identität verleugne. "Wir brauchen keine Opferdiskurse und auch keinen Deutschenhass", sagte die Muslimin, die 2017 im Berliner Stadtteil Moabit die liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee eröffnete. Die Gesellschaft brauche auch keine selbst ernannten Ausländerfreunde, die ganz entsetzt seien, wenn man sagt, dass viele Menschen auch wegen der deutschen Kultur kämen.

"Ich kann nicht mehr hören, dass die islamische Identität von einigen gefeiert wird, die aber gleichzeitig die deutschen Identitären - natürlich zu Recht - verachten. Dabei bemerken sie nicht, wie ähnlich, auch was das Frauenbild betrifft, beide Gruppen sich sind", sagte Ates, die unter Polizeischutz steht.

Die Imamin betonte: "Dieser Selbsthass tut mir wirklich weh. Die 68er haben sich aufgelehnt gegen die Generation ihrer Eltern, gegen Politiker, Juristen, gegen Entscheidungsträger aus der Nazizeit, die nach dem Krieg immer noch da waren." Es sei ihnen um Demokratie und die Zivilgesellschaft gegangen. Doch, beklagte Ates, "ausgerechnet diese Leute haben plötzlich Verständnis für Islamisten und stellen Leute wie mich in eine rechte Ecke. So spaltet man."

Ates, die 1963 in Istanbul geboren wurde, ist eine vehemente Kritikerin des Kopftuchs. "Der Islam kennt gar keine religiösen Symbole. Theologisch betrachtet ist die Diskussion schon deshalb schräg", sagte sie der "Augsburger Allgemeinen". Auch in diesem Punkt störe sie sich an der Einstellung einiger Feministinnen und Linker. "Was ich gewissen Feministinnen oder Linken vorwerfe, ist, dass sie die Sexualisierung in der Werbung oder in Filmen scharf kritisieren, aber wenn es um das Kopftuch geht, vor einer Einschränkung der Religionsfreiheit warnen."