Hermann-Kesten-Preis für Philippe Lançon

Hermann-Kesten-Preis für Philippe Lançon

Darmstadt, Wiesbaden (epd). Der französische Journalist und Schriftsteller Philippe Lançon erhält den Hermann-Kesten-Preis des PEN-Zentrums Deutschland. Der Überlebende des Attentats auf die Redaktion des Satire-Magazins "Charlie Hebdo" in Paris am 7. Januar 2015 setze sich "in ergreifender Weise für die Freiheit des Ausdrucks in Literatur, Musik und Kunst ein", lobte der Vizepräsident der Schriftstellervereinigung, Ralf Nestmeyer, am Mittwoch in Darmstadt. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 7. November im Staatstheater Darmstadt verliehen.

"Schreiben lässt sich bei ihm als Akt des Widerstandes begreifen, als ein ermutigendes Signal auch für andere Autoren, das jede Leserin, jeden Leser ergreift und tief bewegt", sagte Nestmeyer über Lançon. "Seine Haltung der Selbstreflexion statt blindwütiger Empörung ist vorbildlich für uns alle." Die hessische Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) wies darauf hin, dass undemokratischen Regierungen, Rechtspopulisten und religiösen Fundamentalisten unabhängige Kunstschaffende, Schriftsteller und Wissenschaftler ein Dorn im Auge seien.

Lançon überlebte nach Angaben des PEN-Zentrums den islamistischen Terroranschlag auf die Redaktion schwer verletzt. In seinem unlängst auch auf Deutsch erschienenen Buch "Der Fetzen" wende er sich gegen Zensur als "paranoide Form der Kritik" und schreibe über den Anschlag: "Wir waren den effizientesten Zensoren zum Opfer gefallen, denen, die alles ausradieren, ohne eine einzige Zeile gelesen zu haben."

Der Hermann-Kesten-Preis wird seit 1985, jährlich seit 1994 zum sogenannten "Writers-in-Prison"-Tag für besondere Verdienste um verfolgte und inhaftierte Autoren vergeben. Das Preisgeld wird vom hessischen Kunstministerium gestiftet. Der Preis erinnert an den deutschen Schriftsteller und ehemaligen PEN-Präsidenten Hermann Kesten (1900-1996), der wegen seines jüdischen Glaubens und seiner politischen Gesinnung von den Nationalsozialisten vertrieben wurde und sich später von den USA aus für zahlreiche verfolgte Künstler einsetzte. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderen Günter Grass, Anna Politkowskaja, Liu Xiaobo und Can Dündar.

Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine der weltweit mehr als 150 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists, Novelists. Der PEN wurde 1921 in England als literarischer Freundeskreis gegründet.