Tötung am Bahnhof: Seehofer warnt vor vorschnellen Bewertungen

Attacke im Frankfurter Hauptbahnhof.
© Frank Rumpenhorst/dpa
Trauerbekundungen in Form von Blumen und Kuscheltieren liegen am Bahnsteig 7 im Frankfurter Hauptbahnhof, wo ein achtjähriger Junge am Tag zuvor von einem Mann vor den einfahrenden ICE gestoßen und getötet wurde.
Tötung am Bahnhof: Seehofer warnt vor vorschnellen Bewertungen
Der Bundesinnenminister äußert Bestürzung über den gewaltsamen Tod eines Achtjährigen auf dem Frankfurter Hauptbahnhof. Er bricht seinen Urlaub ab und will mit den Chefs der Sicherheitsbehörden beraten.

Frankfurt a.M., Berlin (epd). Nach dem gewaltsamen Tod eines Jungen am Hauptbahnhof in Frankfurt am Main hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) vor vorschnellen Schlussfolgerungen gewarnt. "Ich nehme zur Kenntnis, dass in Teilen der Öffentlichkeit bereits jetzt eine Bewertung des Sachverhalts vorgenommen wird", erklärte Seehofer am Montag. Das sei seriös aber erst möglich, wenn die Hintergründe aufgeklärt sind, betonte der Minister.

Am Montagvormittag war ein achtjähriger Junge am Frankfurter Hauptbahnhof von einem einrollenden ICE überfahren worden. Die Polizei geht laut eigener Mitteilung davon aus, dass der Junge und dessen Mutter auf die Gleise gestoßen wurden. Die Mutter konnte sich retten. Hinweise deuteten den Angaben nach darauf hin, dass der mutmaßliche Täter eine weitere Person auf die Gleise zu stoßen versuchte, die sich jedoch in Sicherheit bringen konnte. Der Täter flüchtete zunächst. Passanten hielten einen Verdächtigen fest, bis die Polizei eintraf. Das Bundesinnenministerium bestätigte, dass der Verdächtige Eritreer ist.

Augenzeugen und Einsatzkräfte seien in der Bahnhofsmission versorgt worden, sagte deren Leiter Carsten Baumann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Mutter des getöteten Jungen sei in ein Krankenhaus gebracht worden.

Seehofer äußerte Bestürzung über die Tat. "Ich wünsche den Angehörigen und Freunden des getöteten Jungen in dieser schweren Stunde die notwendige Kraft, um mit diesem schlimmen Ereignis umzugehen", sagte er. Der Minister teilte am Montagnachmittag mit, dass er angesichts mehrerer schwerwiegender Taten in jüngerer Zeit seinen Urlaub unterbrechen werde. Am Dienstag will er sich mit den Chefs der Sicherheitsbehörden treffen und die Öffentlichkeit informieren.

Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) äußerte sich erschüttert zum Tod des Jungen: "Es macht fassungslos, dass Mutter und Kind vor einen einfahrenden Zug gestoßen wurden. Die Aufklärung der abscheulichen Tat liegt jetzt in den Händen der zuständigen Behörden. Ich spreche der Familie mein tief empfundenes Mitgefühl aus", sagte er am Montag in Wiesbaden.

In der jüngeren Vergangenheit hatten die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke durch einen Rechtsextremisten und ein mutmaßlich rassistisch motivierter Angriff auf einen Eritreer mit einer Schusswaffe im hessischen Wächtersbach für Entsetzen gesorgt.

epd lm/co kfr