WHO: Ebola-Epidemie im Kongo dauert an

WHO: Ebola-Epidemie im Kongo dauert an
Robert-Koch-Institut hält militärischen Schutz wegen Gewalt für sinnvoll
Ein Ende der Ebola-Epidemie im Kongo ist fast ein Jahr nach dem Ausbruch noch immer nicht in Sicht. Auch Lebensmittelhilfen sollen die Ausbreitung des tödlichen Virus stoppen helfen. Aber Gewalt und Misstrauen erschweren seine Bekämpfung.

Frankfurt a.M., Genf (epd). Im Osten der Demokratischen Republik Kongo dauert die Ebola-Epidemie an. Der tödliche Virus breite sich in den Provinzen Nordkivu und Ituri inmitten einer komplexen Krise weiter aus, erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Freitag in Genf. Bisher seien 2.620 Ebola-Patienten erfasst worden, von denen 1.762 gestorben seien. Die Bekämpfung der am 1. August 2018 ausgebrochenen Epidemie wird durch Kämpfe zwischen Milizen und Banden sowie erhebliches Misstrauen der Bevölkerung behindert. Seit Januar wurden rund 200 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal registriert.

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, befürwortet den Einsatz von Polizei und Militär bei schweren Krankheitsausbrüchen wie der Ebola im Kongo. "Bei bestimmten Epidemien können Mediziner nur erfolgreich sein, wenn sie sich von bewaffneten Kräften schützen lassen", sagte der Professor für Mikrobiologie dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die strikte Trennung von humanitärem und bewaffnetem Einsatz sei in der Realität oft nicht mehr aufrechtzuerhalten, erklärte Wieler mit Blick auf den umkämpften Osten des Kongo. "Wir müssen pragmatisch sein und lernen, bei Bedarf mit bewaffneten Einsatzkräften zusammenzuarbeiten", betonte er. Die Erfahrung zeige, dass ein Ausbruch in manchen Fällen nur gestoppt werden kann, wenn Hilfskräfte von Militär oder Polizei geschützt werden.

Das Welternährungsprogramm (WFP) verstärkt die Lebensmittelhilfe in den Ebola-Gebieten im Kongo. In den nächsten sechs Monaten sollen 440.000 Menschen versorgt werden, doppelt so viele wie bisher, wie die UN-Organisation in Genf mitteilte. Im Mittelpunkt stünden Kontaktpersonen von Ebola-Infizierten, Angehörige und Menschen mit Ebola-Verdacht. Wenn sie weniger reisten, trage dies dazu bei, die Verbreitung des tödlichen Ebola-Virus zu bekämpfen.

Die Verteilung der Lebensmittel erfolgt laut WFP über spezielle Verteilzentren, an denen auch ein medizinischer Check durch Gesundheitsdienste oder die WHO möglich ist. Ebola-Überlebende sollen Lebensmittel für ein Jahr erhalten. Im Ebola-Gebiet sind auch Schulspeisungen geplant. Weil der Zugang zu den Gebieten wegen anhaltender Kämpfe schwierig ist, will das WFP seine Flugzeug- und Hubschrauberflotte erweitern. Für die Hilfe im Epidemie-Gebiet und den Nachbarländern Uganda, Ruanda, Burundi und Südsudan bittet das WFP um 50 Millionen US-Dollar (45 Millionen Euro).

Die WHO hat Mitte Juli wegen der Ebola-Epidemie den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Beim bislang schwersten Ebola-Ausbruch in der Geschichte waren zwischen 2013 und 2016 in den westafrikanischen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone mehr als 28.000 Menschen erkrankt, rund 11.300 starben. Der WHO war Versagen vorgeworfen worden, weil sie zu spät reagiert habe. Gegen Ebola gibt es kein Heilmittel, Impfstoffe sind noch nicht zugelassen und stehen nur für Menschen mit besonders hohem Risiko zur Verfügung.

RKI-Präsident Wieler sagte, seit ein paar Jahren werde viel mehr in den langfristigen Aufbau von Gesundheitssystemen investiert, beispielsweise durch die Einrichtung von Labors und die Ausbildung von lokalen Fachkräften zur Diagnose von Krankheiten. Wieler ist seit März 2015 Präsident des Robert-Koch-Instituts und gehört seit Mai 2018 einem Expertengremium an, das die WHO bei Fragen zu Antibiotikaresistenz berät. Der studierte Veterinärmediziner war vorher Professor für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre an der Freien Universität Berlin.

epd bdr/et fu