Weltbank wird 75 Jahre alt: "Urgewald" fordert Umsteuern

Weltbank wird 75 Jahre alt: "Urgewald" fordert Umsteuern
20.07.2019
epd
epd-Gespräch: Elvira Treffinger

Frankfurt a.M. (epd). Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation "Urgewald" fordert ein deutliches Umsteuern bei der Weltbank. "Mit ihrem Traum, die Armut zu besiegen, ist die Weltbank grandios gescheitert", sagte die Weltbank-Expertin der Organisation, Ute Koczy, dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum 75-jährigen Bestehen der multilateralen Institution. "Die Weltbank agiert nicht zugunsten der Bevölkerung, sondern allzuoft im Interesse der Eliten der Länder." Zudem fehle es an Umweltschutz.

Die Weltbank ging aus der Bretton-Woods-Konferenz hervor, die ein neues Weltfinanzsystem für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entwarf und am 22. Juli 1944 endete. Koczy kritisiert: "An Stelle des internationalen Denkens von Bretton Woods dominieren heute nationale Egoismen." Zumal die Weltbank nach einem ungeschriebenen Gesetz immer unter amerikanischer Leitung stehe. Was vom neuen Weltbankpräsidenten David Malpass zu erwarten ist, den US-Präsident Donald Trump nominiert hat, sei noch nicht klar.

Großen Reformbedarf sieht die frühere Grünen-Politikerin Koczy beim Thema Gerechtigkeit und Ökologie: Statt den Klimaschutz im Sinne des Pariser Abkommens voranzutreiben, hätten Weltbank-Experten etwa Mosambik dazu geraten, in den Kohle-Abbau zu investieren. "Da wird Land durch den Tagebau aufgebrochen, das Trinkwasser geschädigt und der Boden vergiftet", sagte sie.

Im südamerikanischen Guyana berate die Weltbank die Regierung, wie ein riesiges Erdölvorkommen vor der Küste zu nutzen sei. Notwendig wäre aber vielmehr, ein Stoppschild aufzustellen, weil doch nur Konzerne wie ExxonMobil von der Ölförderung profitieren würden.

"Anteilseigner wie Deutschland müssen darauf drängen, dass die Weltbank den Ausstieg aus fossilen Energien propagiert und auch vollzieht", sagte Koczy. Ein Kurswechsel sei bislang nicht erkennbar. "Das neue Regelwerk der Weltbank für Sozial- und Umweltstandards ist schwammig und kann durch nationale Ausnahmeklauseln aufgeweicht werden." Koczy plädierte zugleich dafür, die zunehmende Unterstützung von Privatunternehmen durch die Weltbank zu stoppen. "Denn dabei stehen Gewinne im Vordergrund, während die Risiken die Allgemeinheit trägt."