Care: Weiterhin humanitäre Notlage im Nordirak

Care: Weiterhin humanitäre Notlage im Nordirak

Bonn (epd). Im Norden des Iraks herrscht nach Angaben der Hilfsorganisation Care nach wie vor eine humanitäre Notlage. "Mehr als 1,7 Millionen Menschen sind derzeit auf medizinische Hilfe angewiesen", sagte der Care-Gesundheitsexperte im Irak, Karwan Saifadin, am Mittwoch in Bonn. In der Millionenstadt Mossul sei nur ein einziges Krankenhaus intakt geblieben. Vier Kliniken seien nur eingeschränkt funktionstüchtig. Die Wiederherstellung der medizinischen Infrastruktur werde noch Jahre dauern und sei ohne internationale Hilfe nicht möglich, sagte der Mediziner.

Im Nordirak leben Hunderttausende Menschen in Lagern. Mossul war 2014 von Kämpfern der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) eingenommen und im Sommer 2017 von den irakischen Streitkräften zurückerobert worden. Vor allem die christliche Bevölkerung war während der IS-Herrschaft geflohen. In der Region Sindschar an der Grenze zu Syrien waren ebenfalls 2014 Tausende Jesiden vor IS-Kämpfern geflohen. Insgesamt sind laut Care 1,8 Millionen Iraker im eigenen Land auf der Flucht.

Vor allem die Jesiden wagten in der Regel nicht die Rückkehr in ihre Wohnorte, weil die Sicherheitslage noch zu instabil sei, sagte der Sicherheitsbeauftragte von Care im Irak, Roj Yousif Shaaban. "Es sind in der Region noch Milizen aktiv", erklärte er. "Außerdem gibt es noch an vielen Orten gefährliche Hinterlassenschaften des Krieges wie Minen, die explodieren können." Auch die fehlende Infrastruktur, vor allem eine mangelnde Gesundheitsversorgung, halte die Menschen von der Rückkehr ab. Zudem sei die Wasserversorgung in vielen Gebieten zusammengebrochen, so dass die Menschen Trinkwasser kaufen müssten. Das könnten sich die meisten nicht leisten, sagte Shaaban.

Von der irakischen Regierung komme beim Wiederaufbau der Region kaum Unterstützung, kritisierten Shaaban und Saifadin. Die Menschen seien deshalb auf die Hilfe internationaler Organisationen angewiesen. Care hilft mit insgesamt 50 Mitarbeitern vor Ort beim Wiederaufbau von Gesundheitszentren und schult Gesundheitspersonal. Außerdem verteilt die Organisation Baby-Hilfspakete und Trinkwasser. Insgesamt erreichte Care nach eigenen Angaben bislang rund 350.000 Menschen mit Hilfeleistungen.