Film nimmt Suizide christlich-jüdischer Eheleute in den Blick

Film nimmt Suizide christlich-jüdischer Eheleute in den Blick

Speyer (epd). Der Regisseur Benjamin Martins plant einen Spielfilm über die letzten Lebensstunden des evangelischen Schriftstellers und Liederautors Jochen Klepper (1903-1942), der von den Nationalsozialisten gemeinsam mit seiner jüdischen Frau und deren Tochter in den Suizid getrieben wurde. Der kammerspielartige Kinofilm "Schattenstunde" thematisiere eine bisher kaum beachtete Seite der nationalsozialistischen Judenverfolgung, sagte der Speyerer Filmemacher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Film, der auf den Tagebucheinträgen Kleppers beruht, soll 2020 bundesweit in die Kinos kommen. Die zweimonatigen Dreharbeiten beginnen Mitte Juli in Speyer und Umgebung.

Tausende christlich-jüdische Familien hätten sich in der NS-Zeit aus Verzweiflung selbst getötet, um den Schrecken der Judenverfolgung zu entgehen, sagte der 34-jährige Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler. Auch der in Berlin lebende Schriftsteller Klepper, seine Frau Johanna und deren Tochter Renate hätten diese Entscheidung 1942 nach Ablehnung eines Ausreiseantrags für sich getroffen.

Das rund 75.000 Euro teure Filmprojekt sei Teil einer gesellschaftlichen Initiative "Speyer macht sich stark", die sich gegen Rechtsextremismus und Populismus engagiert, sagte Martins. Nach der Laufzeit in Kinos solle der Film auch Jugendlichen in Schulen und Vereinen sowie in Kirchengemeinden im Großraum Speyer, Mannheim und Heidelberg gezeigt werden.

Zwei Jahre lang beschäftigte sich Martins mit der Lebensgeschichte Kleppers, dessen Lyrik in verschiedene Gesangbücher und Liedsammlungen eingegangen ist. Lieder des im niederschlesischen Beuthen geborenen Schriftstellers wie "Er weckt mich alle Morgen", "Die Nacht ist vorgedrungen" und "Der du die Zeit in Händen hast" werden bis heute in Kirchengemeinden gerne gesungen.