July: Dürfen uns nicht an 70 Millionen Flüchtlinge weltweit gewöhnen

July: Dürfen uns nicht an 70 Millionen Flüchtlinge weltweit gewöhnen

Heilbronn (epd). Mehr Offenheit für Flüchtlinge haben der evangelische württembergische Landesbischof Frank Otfried July und der katholische Bischof Gebhard Fürst am Samstagabend in Heilbronn gefordert. "Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht sind", sagte July laut Manuskript bei einem Gottesdienst zum Gedenken an Opfer von Flucht und Vertreibung. Die Gesellschaft dürfe die Nachrichten über die zahlreichen Toten im Mittelmeer nicht über sich ergehen lassen.

Die Sehnsucht nach Heimat betreffe alle Menschen, darum sollte sie eigentlich verbinden statt zu trennen. Derzeit werde Heimatliebe aber häufig gleichgesetzt mit der Angst vor dem Fremden, auch vor den Flüchtlingen, sagte July. Doch die biblische Verheißung aus dem Johannes-Evangelium "ich werde euch einen Platz bereiten" gelte allen. Der Bischof forderte die deutsche Politik dazu auf, weiterhin für die Rechte geflüchteter Menschen einzustehen und jeden Einzelfall sorgfältig zu prüfen. "Dies gilt auch für Menschen, die hier den christlichen Glauben angenommen haben und in ihren Herkunftsländern besonderer Bedrohung ausgesetzt sind", betonte July.

Bischof Fürst erinnerte an die jüngst von den Vereinten Nationen genannte Zahl von 36.000 Menschen, die jeden Tag aus ihrer Heimat vertrieben würden. Große Sorge bereite es ihm, dass die sogenannte "Willkommenskultur" trotz der abnehmenden Zahl von Flüchtlingen eine andere geworden sei, sagte der katholische Theologe. "Wir hören und spüren dies an den immer lauter werdenden rechtspopulistischen und fremdenfeindlichen Parolen." Das Gebot der Nächstenliebe mache aber an den Toren der Städte und Grenzen des Landes nicht halt. "Gerade Christinnen und Christen sind aufgerufen, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen - in den Kommunen und Kirchengemeinden, aber auch weltweit", erklärte der Rottenburger Bischof.