Journalistin Wibke Bruhns gestorben

Journalistin Wibke Bruhns gestorben

Mainz/Berlin (epd). Die Fernseh-Journalistin Wibke Bruhns ist tot. Sie starb am Donnerstag im Alter von 80 Jahren, wie das ZDF am Freitag mitteilte. Bruhns schrieb Fernsehgeschichte, weil sie als erste Frau im westdeutschen Fernsehen Nachrichten präsentierte. Am 12. Mai 1971 war sie erstmals in einer Spätausgabe der Nachrichten im ZDF zu sehen und präsentierte einige Tage danach die ZDF-Hauptnachrichtensendung "Heute". Später setzte sie sich in dem Buch "Meines Vaters Land" mit der Geschichte ihres Vaters in der NS-Zeit auseinander.

"Wibke Bruhns war eine Frau mit Haltung und dem Mut einer Pionierin", würdigte ZDF-Chefredakteur Peter Frey die Journalistin. Mit ihrer Hartnäckigkeit und Leidenschaft habe sie als erste Frau in den "Heute"-Nachrichten Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sowie viele in der Medienwelt beeindruckt. "Ihre Hinweise zur Entwicklung des Fernsehens waren bis zuletzt sehr wertvoll für mich", erklärte Frey in Mainz.

Wibke Bruhns wurde am 8. September 1938 in Halberstadt geboren und wuchs wegen der diplomatischen Laufbahn ihrer Mutter unter anderem in Stockholm, Kopenhagen und London auf. Nach dem Studium (Geschichte und Politik) machte sie erste journalistische Erfahrungen bei der "Bild"-Zeitung, ihr Volontariat dort brach sie jedoch 1961 aus politischen Gründen ab. Sie wechselte als Freie zunächst zum NDR-Fernsehen. 1962 kam sie als Redakteurin zum ZDF, wo sie 380 "Heute"-Sendungen bis 1973 moderierte. Später arbeitete unter anderem beim WDR und ab 1979 als Korrespondentin für den "Stern" in Jerusalem und Washington.

Als Nachrichtensprecherin bereits bekannt und als Mitglied der SPD unterstützte sie 1972 aktiv den Wahlkampf von Bundeskanzler Willy Brandt, was ihr viel Kritik einbrachte. In mehreren Büchern befasste sie sich mit ihrer eigenen Geschichte und der ihrer Familie: In "Mein Jerusalem" (1982) schilderte sie ihre Arbeit als Korrespondentin. In "Meines Vaters Land. Geschichte einer deutschen Familie" (2004) setzte sie sich mit dem Leben ihres Vaters Hans Georg Klamroth auseinander, der zunächst Anhänger des Nationalsozialismus und SS-Mann war und später als Mitwisser des Hitler-Attentats hingerichtet wurde. Das Buch stand wochenlang an der Spitze der Bestsellerlisten.

Eine weitere berufliche Station wurde 1995 der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB), wo sie die Kulturredaktion leitete. Im Jahr 2000 war sie Sprecherin der Weltausstellung "Expo 2000". Bruhns bekam zwei Töchter. Sie lebte zuletzt in Berlin.