Kirchentagspräsident hofft auf moralische Wende

epd-bild/Guido Schiefer
Kirchentagspräsident hofft auf moralische Wende
Der Präsident des Evangelischen Kirchentags in Dortmund, Hans Leyendecker, hält angesichts des Skandals um Schummelsoftware bei den Autokonzernen eine moralische Wende für möglich. "Ich habe da Hoffnung", sagte er in einem am Samstag erschienenen Interview mit der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag".

Leyendecker zog Parallelen zu den Bestechungsvorwürfen rund um den Elektronikkonzern Siemens im Jahr 2006. "Die Vorgänge hatten gezeigt, dass sich Korruption nicht lohnt. Danach wurden sogenannte Compliance-Systeme, die die Einhaltung von Regeln garantieren sollen, zum Trend", sagte Leyendecker. Eine ähnliche Veränderung erhoffe er sich nun von den Autokonzernen. "Die Betrügereien haben ihrem Geldbeutel, ihrem Image geschadet, und nun versprechen sie das große Umdenken. Daraus muss ein Handeln folgen."

Der Enthüllungsjournalist Leyendecker war als Redakteur der "Süddeutschen Zeitung" maßgeblich an der Aufdeckung des Siemens-Skandals beteiligt.

Scharfe Kritik äußerte er an den Zuständen am Immobilienmarkt. "Ich sehe viel Gier bei denjenigen, die Immobilien geerbt, gekauft oder entwickelt haben. Sie setzen immer noch einen drauf, zuungunsten von anderen." Wenn Kapitalismus so funktionieren würde, wie gerade der Immobilienmarkt funktioniere, dann müsse man über ein anderes Wirtschaftssystem nachdenken. Das Wirtschaftssystem müsse dem Menschen dienen, sagte Leyendecker. "Das Rücksichtslose, das Handeln auf Kosten aller, das ist Turbokapitalismus, und das lehne ich ab."

Leyendecker ist Präsident des 39. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der vom 19. bis 23. Juni in Dortmund stattfindet. Es handelt sich um das größte Treffen evangelischer Christen in der Bundesrepublik. Erwartet werden rund 100.000 Teilnehmer.