Fraueninitiative "Maria 2.0" macht weiter

Maria 2.0
© Karl-Josef Hildenbrand/dpa
In einem Flashmob demonstrierten rund 100 Frauen und Männer für Gleichberechtigung vor dem Ulmer Münster.
Fraueninitiative "Maria 2.0" macht weiter
Aktivistin Everding: Proteste haben wichtiges Zeichen gesetzt
Auch über den einwöchigen Kirchenprotest der katholischen Fraueninitiative "Maria 2.0" hinaus wollen die Verantwortlichen weiter für ihr Anliegen streiten und planen neue Aktionen.

So ist für den 6. Juli eine große Kundgebung auf dem Prinzipalmarkt in Münster geplant, wie die Vorstandsvorsitzende des Diözesanleitungsteams der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Bistum Münster, Judith Everding, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Samstag sagte. Dann wolle man lautstark für mehr Gleichberechtigung in der katholischen Kirche werben, unter anderem mit Hilfe einer Sambagruppe im Protestzug zum Bischofspalais.

Mit einem Wortgottesdienst vor der Heilig-Kreuz-Kirche in Münster sollte am Samstagabend die erste Protestaktionswoche von "Maria 2.0" enden. Dort hatten sich zum Auftakt eine Woche zuvor rund 150 Frauen aus Protest gegen die Benachteiligung von Frauen in der katholischen Kirche versammelt und mehr leitende Ämter für Frauen gefordert. Einen Tag später folgte eine Protestkundgebung in Münster, zu der rund 1.000 Menschen auf den Domplatz kamen.

Eine Woche lang hatten Frauen unter anderem im Bistum Münster ihre ehrenamtliche Tätigkeit in Einrichtungen der katholischen Kirche eingestellt und keine Kirche mehr betreten. Betroffen waren unter anderem die Kommunionsvorbereitung oder die Flüchtlingsarbeit. Auch Gemeindebibliotheken oder Kleiderkammer mussten geschlossen bleiben.

Auch wenn die Aktionen der Fraueninitiative vermutlich nicht überall Zustimmung gefunden hätten, so habe man mit den Protesten doch ein wichtiges Zeichen gesetzt und dafür gesorgt, dass die Frauen in der katholischen Kirche ihre Stimme einbringen konnten und "diskussionsfähiger" wurden, erklärte Everding. Zudem sei sie positiv überrascht von der großen Resonanz, die die Aktionen in ganz Deutschland und auch im Ausland gefunden hätten. Wie hoch die Beteiligung in den Bistümern ausfiel, könne derzeit noch nicht gesagt werden. Dazu sollen in den kommenden Tagen noch Auswertungen folgen.

Dass die Aktionen bei den Bischöfen der 27 deutschen Bistümer ein geteiltes Echo hervorriefen und mitunter auf deutliche Ablehnung stießen, kam für Everding nicht überraschend. Gleichwohl sei sie enttäuscht darüber, dass der Münsteraner Bischof Felix Genn nicht auf die Aktionen reagiert und das Bistum in der Sache lediglich auf die Deutsche Bischofskonferenz verwiesen hatte. Hier hoffe sie nun verstärkt auf die Initiative des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, die die Anregungen der Fraueninitiative aufnehmen und weiterführen solle. Zudem sei es beabsichtigt, in den Gemeinden verstärkt mit den Priestern zu dem Thema ins Gespräch kommen. Ziel sei es, "gemeinsam am Haus Gottes zu bauen", sagte Everding.

Malu Dreyer: "Maria 2.0" ist "öffentlicher Aufschrei"

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer unterstützt den Kirchenprotest der katholischen Fraueninitiative "Maria 2.0". Diese Aktion sei "ein öffentlicher Aufschrei: So kann es nicht weitergehen", sagte Dreyer in einem Interview der "Frankfurter Rundschau" (Samstag). Diejenigen, die "Maria 2.0" gestartet hätten, "sind keine radikalen Frauen am Rande, sondern sie kommen aus der Mitte der Gemeinden". Dreyer gehört dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) an.

Sie sei überzeugt, "dass die gleiche Teilhabe von Frauen an Diensten und Ämtern mit darüber entscheiden wird, ob die katholische Kirche auch in Zukunft Menschen für das Evangelium gewinnen kann", fügte Dreyer hinzu. Sie erlebe, "dass die Argumente, die die Frauen ausschließen, niemanden mehr überzeugen. Hier muss sich die Kirche bewegen".

Es liege in der Verantwortung der Bischöfe, aus dem Missbrauch durch Kleriker Konsequenzen zu ziehen, sagte Dreyer. Es gehöre aber auch dazu, "die Strukturen in der Kirche unter die Lupe zu nehmen, die den jahrzehntelangen Missbrauch, das Vertuschen und Verschweigen und die Missachtung der Opfer begünstigt haben". Dreyer: "Das geht an die Wurzel kirchlicher Strukturen. In der Frage der Rolle der Frauen in der Kirche bündeln sich viele Fragen wie in einem Brennglas."