"Maria 2.0" stößt auf wenig Zustimmung unter Bischöfen

Frauen fordern Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche
© Patrick Seeger/dpa
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger (l) spricht vor dem Münster mit Frauen der Initiative Maria 2.0 der Katholische Frauengemeinschaft in der Erzdiözese Freiburg. Rund 400 Frauen haben bei einer Protestaktion die Kirche zum Umdenken und zu Geschlechtergerechtigkeit aufgefordert.
"Maria 2.0" stößt auf wenig Zustimmung unter Bischöfen
Eine Umfrage unter den 27 katholischen Bistümern in Deutschland zeigt, wie schwer es sein wird, Reformen in der Deutschen Bischofskonferenz durchzusetzen: Nur wenige Bischöfe begrüßen den Kirchenstreik der Frauen. Einige lehnen ihn komplett ab.

Die deutschen Bistümer reagieren sehr unterschiedlich auf die Proteste der katholischen Fraueninitiative "Maria 2.0". Viele zeigen sich zurückhaltend oder gar ablehnend, einige wenige begrüßen den Kirchenstreik ausdrücklich. Das ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den 27 deutschen Diözesen, die zur Deutschen Bischofskonferenz gehören. 24 Bistümer haben auf die Anfrage geantwortet. Seit vergangenem Samstag streiken katholische Frauen in ganz Deutschland, um Reformen innerhalb der Kirche anzustoßen. Bis Samstag wollen sie keine Kirche betreten und ihre Ehrenämter ruhen lassen.

Rund ein halbes Dutzend der befragten Diözesen, darunter Essen, Würzburg, Mainz und Hamburg, äußerten Verständnis für die Anliegen der Frauen. Die Initiatorinnen von "Maria 2.0" aus Münster treten für den Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche, die Aufhebung des Pflichtzölibats und die umfassende Aufklärung von sexuellem Missbrauch durch Priester ein. "Das Anliegen der Frauen ist für mich verständlich", sagte der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer. "Die Aktion verdeutlicht den enormen Veränderungsbedarf in der katholischen Kirche und führt uns buchstäblich vor Augen, was ohne das große Engagement der Frauen in unserer Kirche nicht möglich wäre." Das Bistum Essen mit Bischof Franz-Josef Overbeck gehört zu den treibenden Kräften einer Kirchenreform in der Bischofskonferenz.

Ablehnung in Aachen, Regenburg und Dresden-Meißen

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode begrüßte die Aktion ausdrücklich, ebenso wie sein niedersächsischer Amtskollege aus Hildesheim, Heiner Wilmer. Bode sagte: "Dahinter steckt eine ganz tiefe Verletzung, dass sie sich in der Kirche nicht so angenommen fühlen, wie es ihrem Einsatz entspricht."

Auf Ablehnung trifft die Aktion beim Aachener Bischof Helmut Dieser. Er könne das Format "geistlich und theologisch" nicht nachvollziehen. Diese Form des Protests führe zu einer Polarisierung, sagte der Bischof. Auch im Bistum Dresden-Meißen stößt der Streik auf Unverständnis. Der Forderung nach der Weihe von Frauen zu Diakoninnen, Priesterinnen und Bischöfinnen stünden "die Tradition und Lehre unserer Kirche" entgegen, sagte ein Sprecher. Auch der Regensburger Bischof Rudolf Vorderholzer hatte die Forderung der Frauen eine Absage erteilt.

Einige Bistümer, darunter Münster, Trier und Limburg, wollten sich nicht zu der Initiative äußern. Stattdessen verwiesen sie darauf, dass die Vollversammlung der Bischöfe im Frühjahr in Lingen den "synodalen Weg" beschlossen habe, der alle Themen der Initiative aufgreife.

Die Auswirkungen des Streiks sind regional unterschiedlich, wie die Umfrage ergab. Viele Bistümer haben zudem keinen genauen Überblick darüber, in welchen Kirchengemeinden in ihrem Bezirk gestreikt wird.

Von den Streiks sind neben dem Bistum Münster (Nordrhein-Westfalen) unter anderem die Bistümer Limburg (Hessen), Mainz und Speyer (beide Rheinland-Pfalz) betroffen. Zum Beispiel legen die Frauen nach Angaben der Initiatorinnen ihre ehrenamtliche Mitarbeit in der Kommunionsvorbereitung, Flüchtlingsarbeit oder als Lektorinnen im Gottesdienst nieder. In einigen Gemeinden bleiben die Gemeindebibliothek und die Kleiderkammer geschlossen und der Seniorenkreis fällt aus.

Im Bistum Freiburg schließen sich die Organisatorinnen der Proteste zwar der Aktion "Maria 2.0" an, wählen aber nicht die Form eines Streiks, sondern die einer Kundgebung, teilte eine Bistumssprecherin mit. Sie wollten damit verhindern, dass mit einem Streik "die Falschen getroffen würden".