Sri Lanka: Islamistische Splittergruppe als Urheber verdächtigt

Selbstmordanschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka
© kyodo/dpa
eEine abgesperrte Straße in Colombo nach der Serie von Selbstmordanschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka.
Sri Lanka: Islamistische Splittergruppe als Urheber verdächtigt
Nach den Oster-Anschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka mit mindestens 290 Toten hat die Regierung den Notstand ausgerufen. Wie Medien in Sri Lanka am Montag berichteten, sollte dieser am Montag um Mitternacht in Kraft treten. Dies solle Polizei und Armee helfen, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten, hieß es.

Gleichzeitig machte die Regierung in Colombo erstmals Angaben zum möglichen Hintergrund der Attentatsserie: danach soll die örtliche islamistische Splittergruppe National Thowheeth Jamath (NTJ) Drahtzieher der Anschläge sein. Alle sieben Selbstmordattentäter seien Bürger von Sri Lanka, sagte ein Sprecher des Kabinetts in Colombo. Die Organisation habe jedoch Hilfe eines internationalen Netzwerkes gehabt.

Die Regierung bezeichnete die Attentate als eine "völlig neue Art von Terrorismus". Dies sei "ein Schock, und wir werden mit einer Schock-Therapie antworten", erklärte Sri Lankas Wohnungs- und Kulturminister Sajith Premadasa. Nach einem Jahrzehnt relativer Ruhe sei der Anschlag eine neue Form des Terrorismus, sagte Premadasa. Die National Thowheeth Jamath (NTJ) in Sri Lanka hat keinerlei Verbindungen zur gleichnamigen Organisation in Südindien, einer nichtpolitischen, muslimischen Organisation.

Bei der Serie von insgesamt acht Anschlägen am Sonntag sind nach Angaben der Polizei in Colombo zudem um die 500 Menschen verletzt worden. Unter den Todesopfern sind 27 Ausländer. 


Sri Lankas Regierung blockierte auch am Montag vorsorglich eine Reihe sozialer Medien wie Facebook, Instagram und Whatsapp, um Gerüchte und Falschmeldungen zu stoppen. Sie appellierte an die Medien, keine Namen von Attentätern oder Festgenommenen zu veröffentlichen, um nicht den Anlass für religiöse Ausschreitungen zu bieten. Im Zusammenhang mit der Terrortat hat die Polizei bislang 24 Verdächtige festgenommen.

Am Sonntag hatten Selbstmordattentäter fast zeitgleich sechs Anschläge auf drei Kirchen und drei Luxus-Hotels verübt. Mehrere Bomben explodierten in drei Hotels in der Hauptstadt, dem Shangri-La, dem Cinnamon Grand und dem Kingsbury-Hotel. Fast gleichzeitig explodierten Sprengsätze in der katholischen St.-Antonius-Kirche in Colombo, in der katholischen St.-Sebastian-Kirche im Touristenort Negombo und in einer evangelikalen Kirche in Batticaloa, im Osten der Insel. 

Die Gotteshäuser waren während des Ostergottesdienstes gut besucht. Allein zum Gottesdienst in Negombo waren mehr als 1.000 Gläubige erschienen. Am Nachmittag folgten zwei weitere Explosionen in der Hauptstadt Colombo in einem Hotel und einem Privathaus. Mindestens fünf Menschen starben. Am Abend wurde auf der Zufahrtsstraße zum internationalen Flughafen von Colombo eine zwei Meter lange Rohrbombe entdeckt. Spezialisten entschärften den Sprengsatz.