Opern, die Christen kennen sollten - Teil 2

Oper Mosè in Egitto
Foto: Ruby Washington/The New York Times/Redux/laif
Zachary Finkelstein in der der New Yorker City Oper "Mose en Egitto".
Opern, die Christen kennen sollten - Teil 2
Ein Paukenschlag, die Bläser holen tief Luft und weiter wirbelt die Trommel. Wir stellen 15 Opern mit christlichen Bezügen vor, die zu kennen wertvoll ist. Erfahren Sie im zweiten Teil der dreiteiligen Serie Wissenswertes über Moses und Aaron, Dialogues des Carmélites, Mord in der Kathedrale, Mosè in Egitto und Jérusalem.

Moses und Aaron

Moses und Aron ist eine unvollendete Oper von Arnold Schönberg (1874-1951). Der Komponist, Begründer der Zwölftonmusik, ist auch der Verfasser des Librettos. Das Spätwerk in drei Akten, geschrieben 1932 vor der Emigration Schönbergs in die USA, ist eines der Schlüsselwerke der Neuen Musik. Die konzertante Uraufführung findet 1954, die szenische 1957 statt. Die beiden vollendeten ersten Akte bauen auf einer einzigen Zwölftonreihe auf. Das Stück wirkt keineswegs artifiziell und unterkühlt. Vielmehr ist es von einer dramaturgisch effektvollen Charakteristik bestimmt.

Schauplatz des Stoffs ist der Berg Sinai um 1200 vor Christus. Seine Quelle sind Teile aus dem zweiten und dritten Buch Moses. Schönberg verzichtet auf die bekannten spektakulären Ereignisse wie den 40-jährigen Marsch des Volkes Israel durch die Wüste oder den wundersamen Zug durch das Rote Meer. Das Werk kreist um den Grundgedanken des Zweiten Gebot Du sollst dir kein Bild machen. Schönberg stellt, abweichend von der biblischen Geschichte, die Auseinandersetzung zwischen den Brüdern Moses (Sprechrolle) und Aron (Tenor) mit ihren jeweiligen Wirkungen auf das Volk Israels in das Zentrum des Geschehens. Moses versteht Gott abstrakt, als Idee, etwas Unfassbares und negiert alle Ausdrucksformen, die göttliche Darstellungen zum Inhalt haben. Aron hingegen strebt nach einer Vorstellung, einem Bild von Gott, was im Volk populär ist. Die biblischen Wundertaten Arons wandeln sich in der Oper zu Manifesten einer Rebellion gegen Moses und Gott. Die Brüder bleiben unversöhnt. Aron stirbt; Moses eröffnet dem Volk einen Ausweg.

Musikalisch erfährt das Werk seine besondere Farbe durch den Gegensatz zwischen dem spirituell und idealistisch empfindenden Moses und dem der materialistischen Welt verbundenen Aron. Orgiastische Züge hat der von Posaunen begleitete Tanz um das Goldene Kalb. Starke Akzente setzen die zahlreichen Chorszenen, so der Flüsterchor am Anfang des zweiten Aktes, als das Volk ungeduldig auf die Rückkehr Moses‘ vom Berg der Offenbarung wartet.

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Dialogues des Carmélites

Dialogues des Carmélites (Gespräche der Karmelitinnen) ist die vorletzte Oper des französischen Komponisten Francis Poulenc (1899-1963). Das Libretto folgt dem Bühnenstück des christlichen Schriftstellers Georges Bernanos, das wiederum auf der 1931 erschienen Novelle Die Letzte am Schafott von Getrud von Le Fort beruht. Die Oper in drei Akten ist ein Auftragswerk für die Mailänder Scala. Dort erlebt sie 1957 ihre Uraufführung in italienischer Sprache. Die Partitur verzichtet auf konventionelle Formen wie Arien, verbleibt aber in tonaler Musik.

Thema der Oper ist der historisch belegte Märtyrertod von 16 Ordensfrauen des Karmel (Kloster) von Compiègne. 1794 werden sie vom Revolutionstribunal zum Tode durch die Guillotine verurteilt, da sie ihrem Orden und ihrem Glauben nicht entsagen wollen. Hauptfigur ist die junge Schwester Blanche de la Force, eine ehemalige Aristokratin. In zwölf Bildern wird gezeigt, wie sie Angst und Zweifel überwindet und sich dem Gelübde der anderen Nonnen unterwirft. Im Fokus steht die Übertragung der Gnade. Wir sterben nicht für uns selbst, sondern füreinander oder statt anderen, heißt es bei Bernanos wie in der Oper.

Dramaturgischer Höhepunkt sind das Finale mit dem Weg jeder einzelnen Nonne zur Hinrichtung unter geistlichen Gesängen und die Exekutionen durch das Fallbeil. Diese erfolgen in regelmäßigen quälenden Abständen. Poulenc hat hierfür eine emotional extreme Tonmalerei komponiert.

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Mord in der Kathedrale

Mord in der Kathedrale ist eine Tragische Oper des italienischen Komponisten Ildebrando Pizzetti (1880 -1968). Assassinio nella cattedrale , uraufgeführt 1958 in der Mailänder Scala, basiert auf einem eigenen Libretto des Komponisten nach T. S. Eliots Versdrama Murder in the Cathedral von 1935. Der Neoklassizist Pizzetti, der mit Alfredo Casella und Gian Francesco Malipiero zu den Begründern der modernen italienischen Musik zählt, lässt in diesem und seinen weiteren zwölf Stücken für das Musiktheater eine starke Beziehung zur Religion erkennen.

Thema der Oper in zwei Akten und einem Intermezzo ist der Konflikt Thomas Beckets, des Erzbischofs von Canterbury, mit dem englischen König Heinrich II. um die Unabhängigkeit der Kirche von staatlicher Gewalt. Dieser eskaliert 1170 in der Ermordung Beckets in der Kathedrale durch vier Ritter des Königs. Der erste Akt wird von vier Versuchern bestimmt, die Becket gegen die Monarchie aufzuwiegeln trachten. Dieser widersteht und sucht Erlösung bei Gott. Ein Zwischenspiel zeigt Becket als Prediger am Weihnachtsmorgen in der Kathedrale. Er mahnt die Gläubigen, sich Gott zu unterwerfen und so das wahre Glück zu erfahren. Im zweiten Akt lehnt Tomasso (Thomas) die Aufforderung der vier Ritter ab, sich der Herrschaft des Königs förmlich zu beugen. Unter ihren Schwertern haucht der Bischof sein Leben aus.

Mit seiner mächtigen religiösen Ausdruckskraft und seiner emotional berührenden Harmonik versteht sich das Werk als Überwindung des Verismo mit Ruggiero Leoncavallo, Pietro Mascagni und Giacomo Puccini als seinen Vollendern. In der klangvollen Partitur sind Gebetsformen prominent verarbeitet. Spezielle Akzente setzen der Chor unter Anleihen an das griechische Theater und die Ensembleszenen der vier Versucher und Ritter. Die religiöse Stimmung wird durch die melodiöse Weihnachtspredigt gekrönt, die wie ein Scharnier beide Akte verbindet. Von großer Eindringlichkeit ist der Schlusschor der Gläubigen. Darin richten sie die Bitte an den seligen Tommaso, ihrer im Gebet zu gedenken.

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Mosè in Egitto

Mosè in Egitto (Moses in Ägypten) ist nach Ciro in Babilonia (1812) die zweite Oper des aus Pesaro stammenden Komponisten Gioacchino Rossini (1792 – 1868), die auf einem biblischen Stoff beruht. Die azione tragico­sacra, uraufgeführt im März 1818 im Teatro San Carlo in Neapel, basiert auf einem Libretto von Andrea Leone Tottola. Die von Rossini zu einer Grand Opéra erweiterte französische Fassung ist erstmals 1827 in Paris zu erleben, dem neuen Lebensmittelpunkt des Komponisten seit 1825. Musikgeschichtlich stellt der biblische Kontext einen Kunstgriff dar, der überhaupt erst die Aufführung der Komposition während der Fastenzeit sichert. Staat und Kirche haben sich verständigt, die vor Ostern geschlossenen Theater solchen Opern zu öffnen, die biblische Inhalte aufweisen.

Das Stück erzählt von der Unterdrückung der Hebräer durch die Ägypter und ihrem Exodus zurück in das Gelobte Land durch das Rote Meer. Mosè, ihrem Anführer, Gegenspieler des Pharao, gelingt es, dem Volk durch Anrufung Jahwes, des jüdischen Gottes, den Fluchtweg zu öffnen. Die Fluten, die sich vor den Hebräern geteilt haben, verschlingen die nachrückenden Ägypter. In der dramatischen Handlung wie dem musikalischen Geschehen werden die Juden als gottgefällig, die Ägypter als heidnisch charakterisiert.

Eingewoben in die Episode des Exodus ist die private Liebesgeschichte zwischen dem Pharao-Sohn Osiride und der Hebräerin Elcia. Dieser Grundeinfall ermöglicht Rossini, die spektakuläre Geschichte mit ihren gewaltigen Klage- und Freudengesängen und ihrem intimen Ringen um Liebe und Gefolgschaft adäquat zu strukturieren. Alles Biblische überweist er groß angelegten Chorszenen. Alles Private bleibt Arien sowie Duetten und Terzetten vorbehalten, die die kommende Hochblüte des Belcanto quasi vorwegnehmen.

Musikalisches Highlight ist der Hymnus der Hebräer Dal tuo stellato soglio am Ufer des Roten Meers. Mit ihm ruft Mosè die fliehenden Hebräer zu Gottvertrauen auf. Die Melodie des Gebets wird später fast so populär wie der Gefangenenchor aus Verdis Nabucco, der die Sehnsucht der Italiener nach staatlicher Einheit ausdrückt.

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Jérusalem

Jérusalem ist die französische Überarbeitung des 1843 entstandenen Kreuzfahrerdramas I Lombardi alla prima Crociata von Giuseppe Verdi (1813-1901). Die Uraufführung 1847 an der Opéra Paris wird nicht der nachhaltige Erfolg, den sich Verdi unter dem Eindruck des Triumphes erhofft hat, den er mit dem Original in Mailand erlebt. Das Textbuch von Jérusalem der Autoren Alphonse Royer und Gustave Vaëz folgt dem ursprünglichen Libretto von Temistocle Solera.

Die Handlung spielt in den Jahren 1095-1099. Der Vierakter greift eine Kreuzritterepisode auf, die den Bogen von Toulouse bis nach Palästina, Ramla und Jerusalem schlägt. Vordergründige Handlungsebene ist der 1095 von Papst Urban II. ausgerufene erste Kreuzzug  zur Befreiung Jerusalems von den Seldschuken. Der militante Pilgerzug  gipfelt in der Unterwerfung Jerusalems und der Tötung Tausender Mohammedaner und Juden. In dieses Szenario ist die weitgehend fiktive leidenschaftliche Liebesbeziehung der Adeligen Hélène und Gaston eingebunden. Die beiden gehören wie in Shakespeares mehrfach vertontem Stück Romeo und Julia verfeindeten Familienstämmen an. Die Handlung gewinnt durch die Konfrontation weltlicher und päpstlicher Macht sowie christlicher und orientalischer Alltagskulturen Kolorit und Vehemenz.  

Christliche Symbole und neutestamentarische Schauplätze ziehen sich durch fast jedes der sieben Bilder. Unmittelbare liturgische Anleihen finden sich beim Salve Maria, das Hélène beim Klang des morgendlichen Angelusläutens zusammen mit ihrer Gefährtin Isaure anstimmt. Außerdem in der Großszene des dritten Aktes, in der Gaston entwaffnet wird, während im Hintergrund effektvolle liturgische Chöre intoniert werden. Schließlich zeigt sich Liturgisches im großen Finale A toi gloire, dieu de victoire, mit dem die Kreuzzügler ihren Gott als Schirmherrn des Sieges preisen. Musikalisch zeichnet sich Jérusalem insbesondere durch eine Reihe großer Chorsequenzen aus. Entsprechend den Anforderungen der Grand Opéra ist in das italienische Original ein etwa 17-minütiges „Ballett der Haremsdamen“ eingefügt, das sich formal am Aufbau eines klassischen Balletts orientiert.

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In einer Woche veröffentlichen wir auf evangelisch.de Teil 3 unserer Opern-Serie.