Jugendliche mit Kirchenbindung sind engagierter

Gruppe von Händen
Foto: Carballo/stock.adobe
Eine Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland ergab, dass Jugendliche mit religiöser Erziehung gesellschaftlich engagierter sind als Gleichaltrige ohne Religionsbezug.
Jugendliche mit Kirchenbindung sind engagierter
Religiöse Erziehung und das Aufwachsen mit der Kirche sind einer Studie zufolge ein positiver Einflussfaktor für späteres gesellschaftliches Engagement. Das geht aus einer am Montag von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin vorgestellten Untersuchung hervor.

Junge Christen finden es der Studie zufolge häufiger für ihr Leben wichtig, Menschen zu helfen und sich politisch zu engagieren. Besonders oft sind den Autoren zufolge evangelische Jugendliche engagiert. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) von ihnen bekleidet ein Ehrenamt. Bei den Religionslosen sind es den Angaben zufolge 38 Prozent.

Das Engagement beschränkt sich dabei nicht auf den Raum kirchlicher Aktivitäten. Wie andere Jugendliche auch rangieren bei den Ehrenämtern die Bereiche Sport, Schule und Jugendorganisationen auf den vorderen drei Plätzen. Evangelische Jugendliche engagieren sich den Ergebnissen zufolge auch leicht häufiger in Parteien und Gewerkschaften.

Bedford-Strohm fordert mehr Beteiligung

Für die Studie der Universität Tübingen im Auftrag der EKD wurden den Angaben zufolge 3.000 repräsentativ ausgewählte Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 26 Jahren befragt. Studienautor Friedrich Schweitzer sagte, die Studie zeige neben den Unterschieden zwischen Jugendlichen mit und ohne Kirchenbindung, dass ehrenamtliches Engagement nicht nur eine Angelegenheit des "dritten Lebensalters" ab 65 Jahren sei. "Gerade junge Menschen gehören zu den am stärksten in der Gesellschaft engagierten Menschen", sagte der Tübinger Professor für Praktische Theologie. Der Direktor des Deutschen Jugendinstituts, Thomas Rauschenbach, sagte, das sei kein neuer Befund. In der Öffentlichkeit werde es jedoch zu wenig wahrgenommen. "Die Jugend wird ein bisschen übersehen", sagte er.

Insbesondere für die Kirche sei die Bindung der Jugendlichen allerdings ein Schlüsselthema, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bei einer am Montag stattfindenden Tagung zur Studie. Er forderte mehr Beteiligung von Jugendlichen in kirchlichen Gremien und beim Gottesdienst. Der bayerische Landesbischof verwies auf das Amt des Ministranten in der katholischen Kirche. Protestanten hätten da nichts zu bieten, beklagte er.

Konfirmandenzeit prägt Jugendliche

Mit einer ergänzenden Längsschnittstudie mit ehemaligen Konfirmanden sollte die Untersuchung zudem herausfinden, was junge Leute dazu bringt, der Kirche verbunden zu bleiben. Entscheidend seien eine gute Arbeit mit Konfirmanden und ein anschließender Kontakt zur Kirche. Jugendliche, die beides bejahen, sagen zu 86 und 88 Prozent, dass sie wahrscheinlich in der Kirche bleiben. Junge Menschen, die ihre Konfirmandenzeit als "nicht so gut" bewerten, sagen nur in 73 Prozent der Fälle, dass sie wahrscheinlich in der Kirche bleiben.

Bedford-Strohm forderte Verantwortliche in den Kirchen dazu auf, Jugendlichen die Botschaft der Bibel authentisch zu vermitteln und vorzuleben. Das bedeute, Verantwortung in der Kirche und der Welt zu übernehmen. Der EKD-Ratsvorsitzende begrüßte das Ergebnis der Studie, wonach insbesondere Evangelische ehrenamtlich aktiv sind und viele sich dann engagieren, wenn es auch die eigenen Eltern so machten. Menschen müssten spüren, dass gelebt wird, was gesprochen werde, sagte Bedford-Strohm.