Respekt ist kein "Gutmenschentum"

Hand auf dem Herzen.
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Respekt ist kein "Gutmenschentum"
Evangelische, katholische und jüdische Geistliche haben anlässlich der "Woche der Brüderlichkeit" dazu aufgerufen, der aggressiven Rhetorik von Rechtspopulisten entschieden zu widersprechen.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr ruft dazu auf, der aggressiven Rhetorik von Rechtspopulisten zu widersprechen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass der Respekt, den wir jedem Menschen schulden, als 'Gutmenschentum' oder 'politische Korrektheit' lächerlich gemacht wird", sagte er am Montagabend auf einer Veranstaltung zur Woche der Brüderlichkeit in Recklinghausen. Die Achtung vor der Würde des Menschen sei kein Tabu, das es zu brechen gelte, sondern die Grundlage des Zusammenlebens, betonte Neymeyr, der Vorsitzender der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz für die religiösen Beziehungen zum Judentum ist.

Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister verurteilte auf der Podiumsdiskussion die aggressive Rhetorik von Rechtspopulisten. Grenzüberschreitungen, mit denen die Grundlagen der demokratischen Kultur verschoben werden sollten, seien nicht hinnehmbar, betonte der leitende Theologe der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Meister bezeichnete Rechtspopulismus als Symptom einer verängstigten Gesellschaft. Es gehe darum, "Abstiegsängste wahrzunehmen, Gespräche zu führen, Konflikte auszutragen".

Der Osnabrücker Rabbiner Avraham Yitzchak Radbil rief ebenfalls zu Widerspruch gegen Populismus und Hetze auf: "Jeder Hasspredigt und jeder fremdenfeindlichen Äußerung, egal ob sie religiös, politisch oder gesellschaftlich motiviert ist, muss man vehement entgegentreten." Rechtspopulisten versuchten, Bürgern zu vermitteln, dass sie Opfer in ihrem eigenen Land seien und von Fremden schamlos ausgebeutet würden, sagte der jüdische Geistliche. Diese Sündenbockstrategie schade nicht nur den Fremden, sondern am Ende allen Bürgern.

Zu der Veranstaltung hatten die Allgemeine Rabbinerkonferenz Deutschlands, die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschlands, die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zusammen mit dem Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit eingeladen. Die vom Koordinierungsrat veranstaltete Woche der Brüderlichkeit lädt noch bis Sonntag zu Veranstaltungen zum Thema "Angst überwinden - Brücken bauen" ein.