Gebet für Sieg in Afrin: Ditib widerspricht Vorwurf der Beeinflussung

Das Logo der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (Ditib).
Foto: dpa/Marijan Murat
Das Logo der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (Ditib).
Gebet für Sieg in Afrin: Ditib widerspricht Vorwurf der Beeinflussung
Kurdische Gemeinde kritisiert Islamverband
Nach Berichten über Aufrufe von Imamen in Deutschland zum Gebet für den Erfolg der türkischen Militäroffensive in Syrien hat der Islam-Verband Ditib Vorwürfe einer Einflussnahme aus der Türkei zurückgewiesen.

Welche Gebete gesprochen werden, entschieden die Gemeinden aller Religionsgemeinschaften selbst, heißt es in einer am Dienstag verbreiteten Erklärung des Türkei-nahen Verbands mit Sitz in Köln. Ein Aufruf zu bestimmten Gebeten sei durch Ditib nicht erfolgt. Eine Verurteilung von Gebet-Aufrufen für den Sieg der türkischen Soldaten findet sich in der Erklärung nicht.

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, kurz Ditib, steht der türkischen Religionsbehörde Diyanet nahe. Imame des in Deutschland größten Moschee-Verbands werden regelmäßig aus der Türkei entsendet. Eine Beeinflussung aus Ankara wurde in der Vergangenheit auch schon etwa bei Predigten, die zu einem Ja für das Verfassungsreferendum von Präsident Recep Tayyip Erdogan aufriefen, oder bei Fällen von Bespitzelungen mutmaßlicher Erdogan-Gegner durch Imame angenommen.

Die Bundesregierung stellt seit dem Putschversuch in der Türkei im Juli 2016 intensivere Versuche der Einflussnahme in Deutschland fest. Die Regierung in Ankara versuche dies über regierungsnahe Organisationen, Interessenverbände und Personenzusammenschlüsse, hieß es Anfang Dezember in einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage aus der Linksfraktion.

Die Kurdische Gemeinde in Deutschland kritisierte, dass Ditib einen Aufruf der türkischen Religionsbehörde Diyanet weiterverbreite, für den Sieg der türkischen Armee gegen die Kurden beten zu lassen. In einer Moscheegemeinde in Nordrhein-Westfalen und in einer in Baden-Württemberg habe der Kurdenverband entsprechende Gebete registriert, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende Mehmet Tanriverdi in Gießen dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ditib instrumentalisiere die Religion und die Moscheen für einen Krieg, kritisierte Tanriverdi.

In der Ditib-Erklärung hieß es, dass entsprechend der Grundprinzipien des Islam in diesen Tagen für Frieden gebetet werde. Es sei die selbstbestimmte Entscheidung der Gläubigen oder Ditib-Gemeinden, sich "entsprechend der Bedürfnislage" dem Gebet für Frieden hinzuwenden. Auf Gebet-Aufrufe einzelner Imame bei Facebook für den Sieg in Afrin, über die Medien und der frühere Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Grüne) berichteten, wird in der Erklärung nicht eingegangen.

Stattdessen wird auf Angriffe auf Ditib-Moscheen in der Nacht zu Montag verwiesen. Demnach wurden Moscheen in Leipzig und Minden beschmiert sowie Fenster eingeschmissen. Nach Angaben der Polizei hat sich zu der Tat in Leipzig im Internet eine linke Gruppe bekannt.