Besuch von Ungarns Regierungschef Orban in Wittenberg umstritten

Besuch von Ungarns Regierungschef Orban in Wittenberg umstritten
Der am Montag geplante Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Victor Orban in Wittenberg ist auf Kritik gestoßen. Der SPD-Europaabgeordnete Arne Lietz erklärte, er erwarte von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) klare Aussagen zu Religionsfreiheit, Toleranz und Antisemitismus gegenüber dem Besucher.

Lietz, der auch Sprecher der Christen in der SPD ist, stellte vor dem Lutherhaus in Wittenberg ein Fahrrad mit Schrifttafeln auf, um seine Position auf Deutsch und auf Ungarisch deutlich zu machen. Orban wollte am Montag gemeinsam mit Haseloff die am Sonntag zu Ende gegangene Ausstellung "Luther! 95 Schätze - 95 Menschen" im Augusteum ansehen.

Dort waren auch zahlreiche Leihgaben ausgestellt, unter anderem das Testament von Martin Luther (1483-1546), eine Leihgabe aus Budapest. Der ungarische Ministerpräsident wollte als Privatperson die Lutherstadt besuchen. Haseloff wollte ihn begleiten, weil es die Höflichkeit und Etikette geböten, teilte ein Sprecher der Staatskanzlei vor dem Besuch mit.

Der SPD-Politiker Lietz sagte, Haseloff sollte aus christlicher Verantwortung heraus Orban unmissverständlich zu verstehen geben, "dass sein latenter Antisemitismus weder einen Platz in Wittenberg noch auf europäischer Ebene haben darf". Dass sich Haseloff bisher nicht klar geäußert habe, bezeichnete Lietz als "zutiefst enttäuschend und durchaus kritikwürdig".

Die Reformation war für Ungarn von großer Bedeutung: Im 16. Jahrhundert waren Wittenberg und Ungarn eng verbunden. Ministerpräsident Haseloff war in diesem Jahr auch bei Reformationsfeierlichkeiten in Ungarn zu Gast. Beim großen Festakt zum Abschluss der Lutherdekade und des 500. Reformationsjubiläums am vergangenen Dienstag in Wittenberg hielt der ungarische Präsident Janos Ader ein Grußwort.