Hendricks: "Architektur ist immer auch politisch"

Hendricks: "Architektur ist immer auch politisch"
Die mehr als eine Million Denkmäler in Deutschland seien Ausdruck von Identität und Geschichte, sagte Hendricks laut Redemanuskript. Sie böten in der heutigen schnelllebigen Zeit einen Anker der Selbstreflektion.

Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) hat am Sonntagmorgen den bundesweiten "Tag des offenen Denkmals" im niedersächsischen Oldenburg eröffnet. Das diesjährige Motto "Macht und Pracht" mache deutlich, dass Architektur immer auch politisch sei: "Sie ist immer ein Herrschaftszeichen, egal ob sich diese Herrschaft von Gottes Gnaden, einer vermeintlichen Berufung oder aus dem demokratischen Willen des Volkes ableitet." In ganz Deutschland öffneten an diesem Tag rund 7.500 Denkmäler ihre Pforten für Besucher. Da rund 70 Prozent aller Denkmäler in Privatbesitz sind, können viele nur äußerst selten besichtigt werden.

Die mehr als eine Million Denkmäler in Deutschland seien Ausdruck von Identität und Geschichte, sagte Hendricks laut Redemanuskript. Sie böten in der heutigen schnelllebigen Zeit einen Anker der Selbstreflektion. "Dieses kulturelle Erbe gilt es zu bewahren und wertzuschätzen." Dazu gehörten prächtige Schlösser und mächtige Kirchen, aber auch "unbequeme Denkmale", wie die monumentalen Bauwerke der Nationalsozialisten, die damit ihre Macht demonstrieren wollten. 



Die Bundesregierung und der Deutsche Bundestag hätten bewusst auf Bestehendes gesetzt und nur wenige Neubauten geplant. Die "historisch belasteten" Bauten würden heute für demokratische und öffentliche kulturelle Zwecke genutzt. "Und das unterscheidet sie stark von den Schlössern der Vergangenheit, die ja bereits in ihrer Bezeichnung als 'Schloss' eine Abschottung gegen die Außenwelt beinhalteten", unterstrich die Ministerin.

Die Oldenburger Bürgermeisterin Germaid Eilers-Dörfler (SPD) mahnte eine sensible Stadtentwicklung an. Die Städte müssten zwar den heutigen Anforderungen angepasst werden, doch könnten und sollten die historischen Gebäude mit Leben gefüllt werden. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Steffen Skudelny, sagte, er sei begeistert vom Engagement so vieler Bürger zum Erhalt des kulturellen Erbes. "An diesem Tag zeigen haupt- und ehrenamtliche Denkmalpfleger, wie wichtig Denkmale für unsere Identität und unsere Lebensqualität sind."

Der "Tag des offenen Denkmals" lädt in Deutschland seit 1993 jeweils am zweiten Sonntag im September zu Besichtigungen ein. Er wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit Sitz in Bonn koordiniert und ist der deutsche Beitrag zu den "European Heritage Days" unter Schirmherrschaft des Europarates. Die Stiftung Deutscher Denkmalschutz fördert alljährlich Restaurierungsarbeiten mit Millionenbeträgen.