Religionsvertreter diskutieren Zukunft Europas

Religionsvertreter diskutieren Zukunft Europas
Vertreter verschiedener Glaubensgemeinschaften haben in Brüssel über die Zukunft Europas und das Zusammenleben der Weltanschauungen diskutiert.

Man müsse die zu erstrebende Integration von der abzulehnenden Assimilation unterscheiden, verlangte der Ober-Rabbi von Brüssel, Albert Guigui, bei der Veranstaltung am Dienstag im Europäischen Parlament. Während Integration bedeute, die Gesetze eines Landes zu achten und zu seinem Gedeihen beizutragen, bedeute Assimilation das Verlieren des eigenen Selbst und Aufgehen in der Masse. Guigui verband seine Überlegungen mit der Kritik an Gesetzen, die in Belgien derzeit gegen das rituelle religiöse Schlachten auf den Weg gebracht würden.

Pantelis Kalaitzidis, ein griechisch-orthodoxer Theologe, wandte sich gegen die heute "dominante Idee" einer Union, die sich durch Finanzregeln und Sparpolitik definiere. Werte wie Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit müssten berücksichtigt werden, sonst könnten Statistiken darüber hinwegtäuschen, dass die Krise in Europa weiter anhalte, sagte Kalaitzidis, der für die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) sprach. Europa dürfe sich nicht als "isoliertes Eiland" verstehen, sondern als Teil "globaler Realitäten" und entsprechend verantwortlich und solidarisch mit der ganzen Menschheit handeln, forderte die evangelisch-lutherische Bischöfin von Helsinki, Irja Askola.

Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok wandte sich gegen eine falsch verstandene Toleranz zwischen den Religionen und Weltanschauungen, die in einer überzogenen Zurücknahme des eigenen Standpunktes bestehe. Man werde beispielsweise als Christ in einem Dialog mit Muslimen eher akzeptiert, wenn man mit einem prononcierten christlichen Standpunkt auftrete, sagte der Katholik.