Das Kreuz mit dem Kreuz auf der Berliner Schlosskuppel

Das Kreuz mit dem Kreuz auf der Berliner Schlosskuppel
Die Befürworter eines Kreuzes auf der Kuppel des Berliner Humboldt-Forums haben weitere prominente Unterstützung bekommen. In der Online-Ausgabe der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwoch) spricht sich neben dem Berliner Theologen Richard Schröder auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, für ein Kreuz auf dem wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss aus.

Kreuze seien Teil unseres kulturellen und historischen Erbes in Deutschland und gehörten zu unserem Land dazu, religiös und kulturell, sagte Mazyek der Zeitung: "Als Muslim empfinde ich da jedenfalls kein Gefühl des Störens." Der Theologe Schröder warnte davor, sich als Zensoren der Geschichte aufzuführen.

Für Mazyek gehört das Kreuz auf die Schlosskuppel, "weil das Gebäude einen historischen Kontext aufweist, und dieser geschichtliche Zusammenhang hat nun mal mit dem Christentum und mit christlicher Symbolik zu tun", sagte der Zentralratsvorsitzende: "Man sollte diesen Kontext nicht verschleiern oder zwanghaft abschaffen."

Wer die Gleichrangigkeit der Religionen durch das Kuppelkreuz bedroht sehe, könne allerdings über eine alternative Gestaltung nachdenken zum Beispiel durch ein Symbol, das alle drei abrahamitischen Religionsgemeinschaften, Judentum, Christentum und Islam, vereint.

Kreuz kein vergiftetes Symbol

Hintergrund ist die Debatte um die geplante Kuppelrekonstruktion des Berliner Stadtschlosses. Der Berliner Senat sowie Politiker von Linkspartei und Grünen fordern, dass entgegen der ursprünglichen Pläne kein Kreuz auf der Kuppel errichtet werden soll. Andernfalls sei die weltanschauliche Neutralität des Humboldt-Forums, das ins Stadtschloss einziehen soll, in Gefahr. Ausgelöst wurde die Debatte durch eine Stellungnahme der Berliner Stiftung Zukunft. Diese hatte erklärt, das geplante Kreuz gefährde den Dialog der Kulturen und Religionen.

Der Berliner Theologe Richard Schröder warnte in der Zeitung davor, sich als Zensoren der Geschichte aufzuführen: "Sonst landen wir bei Orwells Wahrheitsministerium, das die Geschichte nach aktuellen ideologischen Bedürfnissen fortwährend neu schreibt." So etwas habe es unter Stalin ja tatsächlich gegeben, schreibt Schröder, der auch der Präsident des Fördervereins Berliner Schloss ist. Das Kreuz sei kein vergiftetes Symbol, auch wenn es oft - wie alles in der Welt - missbraucht worden sei. Konsequenterweise müssten die Kreuz-Gegner dann auch die Entfernung aller Gipfelkreuze fordern, so Schröder.

Das Humboldt-Forum wird nach weitgehend historischem Vorbild am Ort des früheren Berliner Schlosses in unmittelbarer Nähe des Berliner Doms errichtet. Das Barockschloss wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und von 1950 bis 1951 abgerissen. In der DDR stand dort der Palast der Republik, der von 2006 bis 2008 abgerissen wurde. 2002 hatte der Bundestag den Wiederaufbau des Schlosses als Humboldt-Forum beschlossen.