Kirchentag beginnt mit Gedenken an Opfer von Verfolgung

Kirchentag beginnt mit Gedenken an Opfer von Verfolgung
Im ehemaligen KZ Columbia-Haus hat der Deutsche Evangelische Kirchentag 2017 mit einem Gedenken an die Opfer von Flucht und Vertreibung begonnen.

Am Ort des ehemaligen KZ Columbia-Haus am Berliner Flughafen Tempelhof haben mehrere hundert Menschen am Mittwoch der Opfer von Flucht und Verfolgung gedacht. Zum Auftakt des evangelischen Kirchentages wurden Chorwerke und Texte unter anderem von Mascha Kaleko (1907-1975) und Bertolt Brecht (1898-1956) aufgeführt. Zudem wurden Auszüge aus Erinnerungen von KZ-Häftlingen, NS-Zwangsarbeitern und Flüchtlingen aus heutigen Krisengebieten vorgetragen. Offiziell sollte der Kirchentag am Abend mit mehreren Gottesdiensten eröffnet werden. Das Protestantentreffen in Berlin und Wittenberg dauert bis zum 28. Mai.

Polizei und Veranstalter sprachen nach Abschluss der Gedenkveranstaltung im Ehrenhof vor dem Hauptgebäude des 2008 geschlossenen Flughafens von rund 300 Teilnehmern. In der Notunterkunft im Flughafengebäude sind derzeit nach Angaben der Organisatoren des Gedenkens noch rund 500 Flüchtlinge vor allem aus Syrien, Afghanistan und dem Irak untergebracht, darunter ein Viertel Kinder und Jugendliche. Sie werden von 142 Mitarbeitern betreut. Die Notunterkunft soll im Sommer geschlossen werden.

Das KZ Columbia-Haus am Flughafen Tempelhof war das bekannteste Lager in Berlin und Vorgängereinrichtung des KZ Sachsenhausen in Oranienburg. In dem ehemaligen Militär-Gefängnis waren in der NS-Zeit rund 10.000 Menschen inhaftiert, darunter der Rabbiner Leo Baeck, der Rechtsanwalt Hans Litten, der Arbeitersportler Werner Seelenbinder und Politiker wie KPD-Chef Ernst Thälmann und der Gewerkschaftsfunktionär und Sozialdemokrat Hans Böckler. Das Konzentrationslager Columbia-Haus wurde Ende 1934 eingerichtet und Anfang Oktober 1936 aufgelöst.