TV-Tipp: "Und weg bist Du" (9.5., Sat.1, 20.15 Uhr)

TV-Tipp: "Und weg bist Du" (9.5., Sat.1, 20.15 Uhr)
Man weiß es aus vielen Geschichten: Der Tod hat's auch nicht leicht. Es geht ihm wie allen Überbringern schlechter Nachrichten: Irgendwann beginnt er, unter der zwangsläufigen Flüchtigkeit seiner Begegnungen mit den Menschen zu leiden.

Der Tod gewissermaßen in der Midlife-Krise: ein großartiger Komödienstoff. Aber Schriftstellerin und Drehbuchautorin Monika Peetz ("Die Dienstagsfrauen") geht noch einen Schritt weiter: Zu allem Überfluss muss sich der bedauernswerte Tod ausgerechnet jetzt verlieben. Schuhverkäuferin Jela hat Krebs im Endstadium, will aber unbedingt noch den nächsten Geburtstag ihrer kleinen Tochter erleben. Prompt umschleicht der Tod Jela wie eine Katze den heißen Brei, weil er es nicht übers Herz bringt, seinen Job zu erledigen.

Christoph Maria Herbst und Annette Frier sind eine wunderbare Besetzung für dieses romantische Paar. Herbst vertieft hier noch jene Unergründlichkeit, mit der er bereits den Kommissar in den ProSieben-Krimikomödien "Kreutzer kommt" ausgestattet hat. Eine schulterlange Perücke und ein knöchellanger Staubmantel wie aus dem Italo-Western unterstreichen die existenzialistische Ernsthaftigkeit der Figur.  Frier wiederum ist mit ihrer hier stark reduzierten pausbäckigen Fröhlichkeit die richtige Gegenfigur, zumal Jelas "Jetzt erst recht!"-Trotz mit zunehmender Dauer einer immer kraftloseren Nachdenklichkeit weicht. Regisseur Jochen Alexander Freydank sorgt ohnehin dafür, dass "Und weg bist Du" nicht zum Lustspiel wird, obwohl es dem Drehbuch wahrlich nicht an Pointen und Slapstickszenen mangelt. Für die humoristische Ebene ist Ruth Maria Kubitschek zuständig: Sie spielt Jelas zänkische Nachbarin Frau Griek, die seit vielen Jahren auf den Tod wartet. Der wiederum sieht die Chance, Jela zu verschonen, ohne dass seine Buchführung durcheinander kommt, aber alle Versuche, Frau Griek ins Jenseits zu befördern, scheitern ein ums andere Mal auf immer absurdere Weise.

Schon allein die wunderbar gelungene Gratwanderung zwischen Lustspiel und Tragödie macht diesen Film zu einem ganz besonderen Werk. Peetz und Freydank gelingt das seltene Kunststück, dass man Tränen vor Lachen und aus Mitgefühl vergießt, denn zum Glück werden sie ihrer Linie auch bis hin zum Kuss des Todes nicht untreu. Trotzdem überwiegt dank der vielen herrlich originellen Ideen unterm Strich das seelische Wohlbefinden, zumal auch die nicht minder exzellent verkörperten Nebenrollen enorm zur guten Laune beitragen. Emma Schweiger beweist als Jelas Tochter, dass sie auch ohne Papa Til für jeden Film ein Gewinn ist, Johann von Bülow ist als Jelas Mann eine treffliche Ergänzung für Annette Frier, und Friederike Kempter hat als Jelas untröstliche Schwester einige amüsante Auftritte. Die interessanteste Nebenfigur ist jedoch ein lebensmüder Handwerker, dem der Tod immer wieder sein Herz ausschüttet; Fahri Yardim nutzt die Rolle für eine weitere seiner sehenswerten Charakterstudien.

Natürlich ist "Und weg bist Du" ein Film, der seine Scherze mit dem Entsetzen schreibt; dafür sorgen schon allein die pointenreichen Anspielungen auf den Tod. Trotzdem wird die Grenze des guten Geschmacks nie überschritten, auch wenn der Humor mitunter recht makaber ist; gleich zu Beginn rafft es auf recht drastische Weise einen Metzger (Uwe Ochsenknecht in einer Gastrolle) dahin, der dem Tod gerade noch ins Gesicht gelacht hatte. Unbedingt zu erwähnen ist auch die Bildgestaltung durch Egon Werdin und das Szenenbild von Peter Robert Schwab. Gerade die Wohnungen sind mit sichtbarer Liebe zum Detail ausgestattet.