Genossenschaft: Hohe Dunkelziffer bei Übergriffen auf Pflegekräfte

Genossenschaft: Hohe Dunkelziffer bei Übergriffen auf Pflegekräfte
Viele Fälle würden nicht gemeldet, weil es sich um tabuisierte Themen wie sexuelle oder rassistische Übergriffe von Pflegebedürftigen auf Mitarbeiter handele, sagte BGW-Psychologin Claudia Vaupel dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Häufig erhielten die Mitarbeiter auch nicht genügend Unterstützung von den Pflegedienstleitungen und Kollegen.

"Es sind nicht immer spektakuläre Fälle, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter belasten", sagte Claudia Vaupel, Psychologin bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). Vielmehr komme es auf das "innere Erleben" der Pflegekräfte an. Zudem gingen manchen Aggressionen längere Entwicklungsphasen voraus, so dass die Betroffenen teils sich selbst für das Patientenverhalten verantwortlich machten. Andere würden aus Angst vor Jobverlust nichts sagen.

Vaupel rät Pflegeeinrichtungen deshalb zu einem umfassenden Aggressionsmanagement. Dazu gehörten technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen zur Gewaltprävention sowie Hilfe in akuten Situationen und eine Nachbetreuung der betroffenen Mitarbeiter. Vaupel empfiehlt Abteilungen unter anderem Checklisten, die Mitarbeitern helfen, die jeweilige Stimmung des Patienten zu erfassen und etwaigen Aggressionsmomenten vorzubeugen.

Die BGW registrierte 2015 hochgerechnet rund 1.430 Arbeitsunfälle in Kliniken und Altenpflegeeinrichtungen, die durch Gewalt, Angriff oder Bedrohung verursacht wurden und eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen nach sich zogen. Die Zahlen beziehen sich auf die Mitgliedsbetriebe bei der BGW in den Branchen Pflege und Kliniken mit fast 2,6 Millionen Versicherten.