Klaus Eberl: "Kirche hat nichts gegen Sex, Kondome und Reformation"

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Klaus Eberl: "Kirche hat nichts gegen Sex, Kondome und Reformation"
Mit Luther-Sprüchen auf Kondomen wollte eine Düsseldorfer Jugendkirche für das Reformationsjubiläum werben. Die rheinische Landeskirche stoppte die Aktion und erntet dafür nun Kritik evangelischer Jugendvertreter. Klaus Eberl, Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland, reagiert mit einer Videobotschaft.

Der Stopp einer Kondom-Verteilaktion durch die rheinische Landeskirche stößt auf Kritik evangelischer Jugendvertreter. Die Aktion einer Düsseldorfer Jugendkirche sei eine "durchaus provokante Annäherung an das Reformationsjubiläum" gewesen, erklärten vier der acht Jugenddelegierten der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einem Offenen Brief an den rheinischen Oberkirchenrat Klaus Eberl. "Wir bedauern die 'von oben' erwirkte Einstellung der Kampagne sehr." Eberl hat den Unterzeichnern des Briefs ein Gesprächsangebot gemacht und verteidigte das Vorgehen der Landeskirche in einer Videobotschaft.

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"Als Evangelische Kirche im Rheinland haben wir weder etwas gegen Sex noch gegen Kondome - und erst recht nichts gegen die Reformation", sagte Eberl in dem Video, das im Präsesblog der rheinischen Kirche verbreitet wurde. Sprüche wie "Hier stehe ich, ich kann nicht anders" auf Kondomhüllen sollten witzig klingen, könnten bei Opfern sexueller Gewalt aber schlimme Erinnerungen wecken. Die eingesammelten Kondome würden nun ohne Hüllen an die Aidshilfe weitergegeben, kündigte der Theologe an.

"In Reaktion auf unseren offenen Brief hat uns Oberkirchenrat Eberl ein Gesprächsangebot gemacht, das wir im Rahmen der nächsten EKD-Synode annehmen wollen", antworteten die EKD-Jugenddelegierten auf ihrer Facebook-Seite.

Die Evangelische Jugendkirche Düsseldorf hatte Präservative mit provokanten Sprüchen an Jugendeinrichtungen verteilt, die im Jahr des 500. Reformationsjubiläums auf Botschaften von Martin Luther (1483-1546) aufmerksam machen sollten. Der Hintergrund der Sprüche - etwa "Für Huren und Heilige" - erschloss sich jedoch erst über eine mittlerweile gelöschte Internetseite. Die Evangelische Kirche im Rheinland stoppte die Aktion kurz nach ihrem Start.

Die vier EKD-Jugenddelegierten räumten ein, dass "unter Umständen nicht jeder Aufdruck glücklich gewählt" gewesen sei. Anstatt aber die gesamte Kampagne zu stoppen und zur Vernichtung aller Kondome aufzurufen, hätten lieber die als problematisch eingestuften Exemplare zurückgezogen werden sollen, heißt es in dem Brief. Die Aktion der Jugendkirche sei ein anerkennenswerter Versuch gewesen, das teils "biedere Image der Kirche" aufzubrechen, um auf unkonventionelle Weise mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen. "Wer sollte provokant sein dürfen, wenn nicht die Evangelische Jugend?"

Ähnlich wie Eberl hatte dagegen auch die rheinische Landesjugendpfarrerin Simone Enthöfer vergangene Woche kritisiert, die aus dem inhaltlichen und historischen Zusammenhang gerissenen Anspielungen auf Luther-Zitate hätten isoliert auf einer Kondom-Hülle eine sexistische Wirkung. Sie verletzten die Würde von Männern, Frauen, Mädchen und Jungen.