Orthodoxe Bischöfe würdigen Ökumene im Reformationsjahr

Orthodoxe Bischöfe würdigen Ökumene im Reformationsjahr
Die Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland hat die ökumenische Ausrichtung der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum in Deutschland gewürdigt.

Sie hätten "dankbar zur Kenntnis genommen, dass es bei diesem Jubiläum nicht um eine Glorifizierung Martin Luthers oder anderer Gestalten der Reformationszeit gehen soll, sondern dass die Formulierung 'Christus-Jahr' gewählt wurde, die auf den Urheber und Vollender unseres Glaubens verweist", heißt es in einem Brief der Bischöfe an den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), den die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland am Donnerstag veröffentlichte.

Die Orthodoxe Bischofskonferenz sei der Auffassung, "dass eine Spaltung der Kirche Jesu Christi nicht etwas ist, das gefeiert werden kann", schreibt der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz, der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos. Schon im 16. Jahrhundert sei vom damaligen Patriarchen Jeremias II. festgestellt worden, dass die Hauptanliegen der Reformation wie die Rechtfertigungslehre nicht mit dem orthodoxen Glauben vereinbar seien. Dennoch hörten die orthodoxen Bischöfe in Deutschland heute mit den "Geschwistern aus der Reformation" die Wortes "unseres Herrn, 'dass alle eins seien'" und grüßten sie herzlich "zum Jubiläumsjahr der Reformation", heißt es weiter.

Ökumenische Patriarch in Konstantinopel "Motoren der ökumenischen Bewegung"

In Deutschland leben nach Angaben der Bischofskonferenz rund zwei Millionen orthodoxe Gläubige. Den Ehrenvorsitz für die weltweit rund 300 Millionen orthodoxen Christen hat der Ökumenische Patriarch in Konstantinopel, Bartholomäus I, inne. Ende September 2015 hatte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm ihn in Istanbul besucht und als einen der Motoren der ökumenischen Bewegung bezeichnet.

Die orthodoxen Kirchen sind in der östlichen Hälfte des Römischen Reiches entstanden oder von dort aus durch Mission gegründet worden. Nach jahrhundertelangem Streit um theologische, politische und kulturelle Fragen spaltete sich das Christentum im 11. Jahrhundert endgültig in einen östlichen und einen westlichen Zweig. Die orthodoxe sowie die römisch-katholische Kirche entwickelten sich danach weitgehend unabhängig voneinander.

Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die weitere Spaltung der Kirche zur Folge hatte.