Oppermann: Muslime brauchen klare Interessenvertretung

Thomas Oppermann, Fraktionsvorsitzender der SPD im Deutschen Bundestag, bei einme Interview in Berlin.
Foto: dpa/Michael Kappeler
Thomas Oppermann, Fraktionsvorsitzender der SPD im Deutschen Bundestag, bei einme Interview in Berlin.
Oppermann: Muslime brauchen klare Interessenvertretung
SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann hat die Muslime in Deutschland dazu aufgerufen, bei der Gründung einer eigenständigen Organisation voranzukommen.

"Mit einer klaren Interessenvertretung kann der Islam in Deutschland mit einer stärkeren Stimme sprechen", sagte Oppermann am Mittwoch bei einer Veranstaltung seiner Fraktion zum Thema in Berlin. Muslime könnten dadurch politisch sichtbarer werden und ihre Positionen vermitteln, damit auch erkennbar werde, "Muslime haben mit Terror nichts zu tun", sagte er.

Oppermann sagte, nur sechs Prozent der in Deutschland lebenden Muslime würden durch die vier größten Verbände vertreten. Anders als die Kirchen und die jüdische Gemeinschaft ist der Islam in Deutschland nicht in Form einer Körperschaft organisiert. Es gibt verschiedene Verbände, die rechtlich den Kirchen aber nicht gleichgestellt sind. Nach einer aktuellen Schätzung leben zwischen 4,4 und 4,7 Millionen Muslime in Deutschland. Weil es nicht zur Tradition von Moscheegemeinden gehört, Mitglieder zu registrieren, kann die Zahl nicht genau bestimmt werden.

Oppermann beklagte, die regelmäßigen Distanzierungen von Vertretern der muslimischen Gemeinschaft von Terrorismus würden von der Gesellschaft kaum wahrgenommen. Es werde "unterwertig" in den Medien aufgenommen.

Der SPD-Politiker forderte aber auch eine Weiterentwicklung des Verbandes Ditib, der der türkischen Religionsbehörde unterstellt ist. Seit dem Putsch in der Türkei und dem Eingeständnis, dass Ditib-Imame in Deutschland als Spitzel gegen Gülen-Anhänger agiert haben, wird über die weitere Zusammenarbeit mit dem Verband diskutiert. "In Deutschland ist für viele eine Einflussnahme aus dem Ausland befremdlich", sagte Oppermann. Dass die Regierung von Recep Tayyip Erdogan Inhalte des Religionsunterricht in Deutschland bestimmen könnte, löse Unbehagen aus. Er forderte alle Muslime dazu auf, gemeinsam einen in Deutschland geprägten Islam zu entwickeln.