Laut Transplantationsgesellschaft standen im Vorjahr hierzulande 10.238 Patienten auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Doch wurden den Angaben zufolge bundesweit lediglich 3.777 Organe übertragen, von denen 691 von Lebendspendern kamen. 910 Patienten auf der Warteliste starben 2015, weil sie nicht mehr rechtzeitig ein Spenderorgan erhielten. Eine ähnlich hohe Zahl müsse pro Jahr von der Warteliste genommen werden, weil ihr Gesundheitszustand zu schlecht für eine erfolgreiche Transplantation geworden sei, sagte Banas.
Wenig Bereitschaft zu Organspenden in Deutschland
Trotz einer flächendeckenden Versorgung mit Transplantations-Zentren zähle Deutschland mit zehn Organspendern je eine Million Einwohner im europäischen Vergleich zum unteren Drittel, erklärte der DTG-Präsident. Ursache für das "Organspende-Tief" sieht er in einem "allgemeinen Misstrauen" der Bevölkerung, zu dem vor allem der Organspende-Skandal aus dem Jahr 2012 beigetragen habe. Damals wurden Manipulationen bei der Aufnahme von Patienten auf die Wartelisten bekannt.
Als weiteren Grund nannte die Gesellschaft strukturelle Defizite in den Krankenhäusern. "Viele Kliniken können sich den Eingriff einer Organentnahme angesichts enger Budgets und des hohen Kostendrucks im Gesundheitswesen schlichtweg nicht leisten", erläuterte Banas. Notwendig sei daher eine breite gesellschaftliche Diskussion. "Wenn es ein gesellschaftlicher Konsens wäre, die Organspende zu stärken, sollten alle strukturellen Mängel behoben werden", sagte der DTG-Präsident.
Einen Ausweg sucht die Medizin unterdessen in Möglichkeiten, die Qualität der Organe auch von Spendern mit Vorerkrankungen zu verbessern. Dazu gehört die sogenannte Maschinenperfusion, die Organe von der Entnahme bis zur Transplantation durchblutet, statt sie wie üblich kalt zu lagern. Auch die Verwendung von Organen mit bakteriellen oder viralen Infektionen lässt sich durch spezielle Verfahren erweitern. Damit könne dem Spenderdefizit zumindest in Ansätzen begegnet werden, erklärte Banas: "Viele Organe, die noch vor zehn Jahren verworfen wurden, können inzwischen dank des medizinischen Fortschritts verwendet werden. Das ist für viele Patienten ein Segen."