Plagiatsvorwurf gegen Schavan: Anonymer Rechercheur äußert sich

Plagiatsvorwurf gegen Schavan: Anonymer Rechercheur äußert sich
Erstmals hat sich der bislang unbekannte Rechercheur, der in der Doktorarbeit von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) Plagiate entdeckt haben will, zu seinen Motiven geäußert.
05.05.2012
evangelisch.de

Er sei überrascht gewesen, "als ich sofort auf die ersten Stellen stieß, die in ähnlicher Form auch in den angegebenen Quellen stehen, ohne dass sie korrekt darauf verwiesen hätte", sagte er in einem am Samstag veröffentlichen Gespräch mit "Spiegel Online". Die Vorwürfe seien zwar weniger schwerwiegend als in anderen Fällen, er wollte sie aber "nicht unter den Tisch fallen lassen".

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Der Unbekannte, der sich "Robert Schmidt" nennt, hatte am Donnerstag den Plagiatsverdacht gegen Schavans Dissertation "Person und Gewissen" von 1980 öffentlich gemacht. Dazu hat er eine eigene Internetseite eingerichtet. Die Dokumentation listet zweifelhafte Stellen auf 56 der 325 Nettoseiten umfassenden Arbeit auf.

Schavan hat sich bisher zu den Vorwürfen nicht inhaltlich geäußert. Sie verlangte lediglich, die Person solle sich zu erkennen geben. Die Universität Düsseldorf kündigte eine Prüfung an. Er hoffe, so der Rechercheur, dass der Promotionsausschuss der Hochschule den Fall behandele. "Vielleicht werden ja noch einige Quellen gefunden, die ich nicht entdeckt habe."

Plattform lehnte Veröffentlichung ab

Die Plattform Vroniplag, ein Online-Verbund selbst ernannter Plagiatsjäger, hatte die Veröffentlichung der Vorwürfe gegen Schavan zuvor mehrheitlich abgelehnt. Darauf war "Schmidt" im Alleingang in die Offensive gegangen. Er halte es für belegbar, dass Frau Schavan plagiiert habe, sagte er zur Begründung, "wenn auch in geringerem Ausmaß als andere".

Als Motive für sein Handeln nannte er neben dem Spaß an der "Detektivarbeit" auch, "dass Leute mit einem akademischen Betrug nach Möglichkeit nicht durchkommen sollten. Denn leider erkennen manchmal Fakultäten selbst bei zig plagiierten Seiten am Stück den Doktorgrad nicht ab."