Kolumbiens Regierung und Farc-Guerilla schließen Frieden

Kolumbiens Regierung und Farc-Guerilla schließen Frieden
"Lasst uns das Land aufbauen, von dem wir immer geträumt haben", sagte der kolumbianische Präsident Santos, nachdem der Friedensschluss mit der Farc-Guerilla unter Dach und Fach war. Nun steht ein Referendum an. Dessen Ausgang ist ungewiss.

Havanna, Rio de Janeiro (epd). Kolumbiens Regierung und die Farc-Guerilla haben sich auf ein umfassendes Friedensabkommen geeinigt. Die fast vierjährigen Verhandlungen seien erfolgreich zum Abschluss gebracht worden, erklärten beide Seiten in einem gemeinsamen Kommuniqué, das am Mittwochabend (Ortszeit) veröffentlicht wurde. Damit steht der mehr als 50 Jahre dauernde Krieg in Kolumbien vor dem Ende. Am 2. Oktober soll die Bevölkerung über den Friedensvertrag abstimmen.

Präsident Juan Manuel Santos forderte die Kolumbianer in einer Ansprache auf, "gemeinsam eine neue Etappe in der Geschichte zu beginnen. Lasst uns das Land aufbauen, von dem wir immer geträumt haben." Farc-Sprecher Iván Márquez erklärte: "Wir haben die schönste aller Schlachten gewonnen, den Frieden in Kolumbien."

340.000 Menschen wurden getötet

Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Armee und rechtsextremen Paramilitärs hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Rund 340.000 Menschen wurden getötet, davon 80 Prozent Zivilisten. Mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden aus ihren Dörfern vertrieben.

Der 200 Seiten starke Abkommenstext zwischen Regierung und Farc enthält Einigungen zur Agrarfrage, zur Übergangsjustiz, zur politischen Teilhabe und zum Drogenhandel. Außerdem werden Modalitäten des Waffenstillstands und zur Überprüfung von dessen Einhaltung festgelegt. Während der vergangenen Tage hatten die Delegationen in der kubanischen Hauptstadt Havanna ohne Pausen beraten, um die letzten Streitpunkte auszuräumen. Die feierliche Unterzeichnung des Friedensvertrages, der am Donnerstag veröffentlicht werden soll, ist für Ende September geplant. Mit einer weiteren Guerilla, der ELN, laufen Sondierungsgespräche.

Referendum am 2. Oktober

Regierung und Farc baten die Kolumbianer darum, beim Referendum für den Vertrag zu stimmen. Ein positives Votum ist Voraussetzung dafür, dass der Friedensvertrag in Kraft tritt. Die starke konservative Opposition um Ex-Präsident Álvaro Uribe kündigte jedoch bereits an, gegen den Friedensschluss zu stimmen, und sprach von einem "Entgegenkommen an Terroristen". Das Ergebnis des Referendums gilt als offen.

Der Kolumbien-Beauftragte des Auswärtigen Amtes, Tom Koenigs, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), jetzt müssten alle Kräfte mobilisiert werden, um für ein Ja zu dem Abkommen zu werben. Die "Gegner machen mobil, mit allen populistischen Mitteln", sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete. Er sieht aber keine andere Lösung als den Friedensvertrag. "Die Alternative wären nicht Verhandlungen über etwas anderes, sondern die Rückkehr zum bewaffneten Kampf", warnte er.

Auch deutsche Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen äußerten sich erfreut über den Friedensschluss und kündigten ihre weitere Unterstützung an. Es werde Jahre dauern, die Folgen des bewaffneten Konflikts zu überwinden, sagt Claudia Warning, Vorstandsmitglied von "Brot für die Welt".