Trauer um Götz George

Trauer um Götz George
"Schimanski" war Kult: Als Duisburger "Tatort"-Kommissar war Götz George ein Jahrzehnt lang prägend für das deutsche Fernsehen. In Erinnerung bleiben aber auch große Rollen wie in "Schtonk" oder "Der Totmacher". George galt als Ausnahmeschauspieler.

Köln (epd). Trauer um Götz George: Vertreter aus Politik, Medien und Filmbranche würdigten ihn am Montag als großen deutschen Charakterdarsteller. Deutschland verliere einen seiner profiliertesten, anspruchsvollsten und vielseitigsten Schauspieler, erklärte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in Berlin: "Sein Tod ist ein unersetzlicher Verlust für die Fernseh- und Kinokunst im ganzen deutschsprachigem Raum." Der 77-jährige George war am 19. Juni nach kurzer Krankheit in Hamburg gestorben, wie am Wochenende bekanntgeworden war.

"Abgründe und Hintergründe" offengelegt

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bezeichnete ihn als "Ausnahmekünstler". Er habe mit seinem vielseitigen, tiefgründigen und intensiven Spiel über Jahrzehnte "die Abgründe und Hintergründe unserer Gesellschaft" offengelegt, betonte Steinmeier in Berlin: "Götz George, diese schauspielerische Urgewalt, ist nun leise abgetreten. Er wird uns fehlen."

Laut WDR-Intendant Tom Buhrow war George ein "Gigant des deutschen Films". Der Schauspieler habe "ganz und gar kompromisslos" auf Qualität gesetzt und sei dabei an psychische und physische Grenzen gegangen, erklärte Buhrow in Köln. Götz George habe immer bewegt. Was immer der Filmstar gemacht habe, "es war nie egal".

Mit seiner Rolle des ebenso sensiblen wie kraftstrotzenden Duisburger "Tatort"-Kommissars Horst Schimanski erlangte George in den 80er Jahren Kultstatus. Daneben spielte er in einer Reihe weiterer Fernsehfilme, darunter nach der Wiedervereinigung "Schulz und Schulz", eine fünfteilige tragikomische Serie über deutsch-deutsche Befindlichkeiten. Berühmt wurde er für seine großen Rollen in den Kinofilmen "Schtonk" (1992), "Der Totmacher" (1995) und "Rossini" (1997)

Für die Rollen "gebrannt und gelebt"

"Götz Georges Präsenz und die Intensität seines Spiels waren unvergleichlich", erklärte ARD-Programmdirektor Volker Herres. Seine vielleicht größte Rolle sei die Verkörperung seines Vaters Heinrich George (1893-1946) in dem Dokudrama 'George' gewesen. Götz George habe diese Herausforderung mit Bravour gemeistert und einmal mehr seine immense künstlerische Kraft unter Beweis gestellt: "Heinrich George wird als 'Jahrhundertschauspieler' apostrophiert - Götz George steht mit ihm auf einer Stufe und wird uns unvergessen bleiben."

Der Regisseur Roland Suso Richter, in dessen Film "Nichts als die Wahrheit" (1999) der Schauspieler den KZ-Arzt Mengele spielte, würdigte George als ausdauernden und leidenschaftlichen Arbeiter. "Götz war Workaholic", sagte Richter. Er habe für seine Rollen "gebrannt und gelebt". Mit ihm zusammenzuarbeiten sei eine großartige Erfahrung gewesen. Man habe abends "bei fünf gefühlten Flaschen Barolo" viel über den Film gesprochen, über Nacht sei daraus bei George die eine Version geworden, so der Filmemacher: Morgens sei George als Mengele gekommen und es bis zum Abend geblieben - es habe kein Ausweichen aus der Figur gegeben.

Trauer um "Schimanski" herrscht auch in Duisburg: Für viele sei der Schauspieler durch die Figur des "Schimmi" im "Tatort" so etwas wie eine Kultfigur gewesen, erklärte die Ruhrgebiets-Stadt. 2014 wurde in Duisburg-Ruhrort, Dreh zahlreicher Tatortfolgen, die "Horst-Schimanski-Gasse" nach der Filmfigur benannt.

Mit Leib und Seele auf Verbrecherjagd

"Keine andere Filmfigur ist für mich so eng mit der Stadt Duisburg verbunden, wie eben jener Horst Schimanski", sagte Oberbürgermeister Sören Link. George habe sich in Duisburg zudem für das Ehrenamt stark gemacht und einer Kampagne sein Gesicht gegeben.

"Gefühlt war er irgendwie auch immer einer von uns", teilte die Kriminalpolizei in Nordrhein-Westfalen mit. Auch wenn "Schimmi" es mit Dienstvorschriften nicht so genau genommen habe, sei er doch mit Leib und Seele auf Verbrecherjagd gegangen. Als Verkörperung des "Jungen aus dem Pott" sei er zum Sympathieträger für das Revier geworden.

Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe) soll George an Krebs gelitten haben. Bereits am vergangenen Mittwoch wurde er im engsten Familienkreis in Hamburg beerdigt.