Gemeinsame Erklärung zum Religionsunterricht in NRW

Religionsunterricht
Foto: epd-bild/Meike Boeschemeyer
Neben dem katholischen und evangelischen Religionsunterricht sollen auch Angebote für jüdische, islamische, alevitische sowie orthodoxe Kinder gemacht werden.
Gemeinsame Erklärung zum Religionsunterricht in NRW
Die Landesregierung und Vertreter von Christentum, Judentum und Islam haben am Dienstag eine "Gemeinsame Erklärung zum Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen" unterzeichnet.

Die Erklärung solle die Bedeutung des bekenntnisorientierten Religionsunterrichts für ein friedliches und respektvolles Miteinander betonen, erklärte die Düsseldorfer Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). Der Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) kritisierte indes einen Mangel an entsprechenden Lehrkräften und forderte einen deutlichen Ausbau der Studienplätze für islamischen Religionsunterricht.

Der Religionsunterricht habe an den Schulen des Landes seinen festen Platz, unterstrich Löhrmann. Sie wies darauf hin, dass viele Schulen mittlerweile die Möglichkeit nutzten, neben dem katholischen und evangelischen Religionsunterricht auch Angebote für jüdische, islamische, alevitische sowie orthodoxe Bekenntnisse zu machen. "Im Religionsunterricht lernen die Schülerinnen und Schüler, dass universelle Werte wie Mitmenschlichkeit, Respekt und Achtung vor dem Nächsten den Religionen gemeinsam sind", betonte die Ministerin. Mit der Erklärung wolle sie die Schulen darin bestärken, den interreligiösen Dialog und die Demokratiebildung weiter zu gestalten und auch zum Thema von fächerübergreifenden Projekten zu machen.

Rekowski: "ein Beitrag zur Friedensfähigkeit"

Der Vorsitzende des Beirats für den Islamischen Religionsunterricht in NRW, Mehmet Soyhun, sagte, die Erklärung sei auch eine "Absage an all diejenigen, die Ängste schüren und die Religion für Terror missbrauchten".

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, erklärte für die evangelischen Landeskirchen in NRW, beim konfessionellen Religionsunterricht gehe es "um die religiöse Identität". Er sei daher auch "ein Beitrag zur Friedensfähigkeit". Auch der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker, der für die katholischen Bistümer in NRW sprach, betonte, qualifizierter Religionsunterricht helfe dabei, "Missverständnisse und Vorurteile abzubauen". Nur wer selbst einen Standpunkt habe, könne auch den der anderen verstehen.



Die weiteren Unterzeichner waren der Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche von Deutschland, Mor Philoxenus Mattias Nayis, der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz, der Griechisch-Orthodoxe Metropolit Augoustinos, Oded Horowitz, der die Jüdischen Landesverbände vertrat, und Aziz Aslandemir, stellvertretender Bundesvorsitzender der Alevitischen Gemeinden Deutschlands.

Kritik äußerte die Lehrergewerkschaft VBE. So begrüßenswert die verabschiedete Grundsatzerklärung sei, so löse sie nicht das eigentliche Problem fehlender Studienplätze für den islamischen Religionsunterricht, erklärte der Landesvorsitzende Udo Beckmann am Dienstag in Dortmund. NRW habe zwar vor drei Jahren als erstes Bundesland islamischen Religionsunterricht eingeführt, aber dieses "sehr kleine" Angebot stehe einem großen Bedarf gegenüber.

In NRW belegen nach Angaben des VBE nur rund 7.000 Schüler das Fach, obwohl 320.000 muslimische Kinder und Jugendliche in dem Bundesland lebten. Die ersten Absolventen des Studiengangs könnten erst 2017 ihren Vorbereitungsdienst beginnen. Fortbildungen für Lehrkräfte müssten daher ausgebaut und die Zahl der Studienplätze erhöht werden.