Reformation erkennbar machen

Reformation erkennbar machen
Zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags Martin Luthers soll in Wittenberg eine Weltausstellung Reformation Protestanten aus aller Welt zusammenbringen. Im Gespräch mit dem epd blickt Reformationsbotschafterin Margot Käßmann voraus.
23.05.2016
epd
epd-Gespräch: Corinna Buschow

Berlin (epd). epd: Bei einer Weltausstellung soll sich zum Reformationsjubiläum in Wittenberg die Vielfalt des Protestantismus präsentieren. Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Käßmann: Unter dem Thema "Tore der Freiheit" gestalten wir sieben Themenbereiche. Es geht um das Willkommenheißen, Globalisierung und Spiritualität, Jugend und Ökumene beziehungsweise den Dialog der Religionen, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sowie Kunst und Kultur. Bei einem Rundgang können die Gäste sehen, erleben, mitgestalten, was Reform und Reformation heute bedeutet.

Anregendes Programm

In 14 Themenwochen werden einzelne Fragen inhaltlich bearbeitet mit Vorträgen, Diskussionen und Workshops. Es wird ein lebendiges, vielfältiges Miteinander werden mit einer geistlichen Tagesstruktur von der Morgenandacht über das Mittagsgebet, gemeinsames Singen, Abendandacht und Konzerten und Theater am Abend. Yadegar Asisi gestaltet zudem ein Panorama "Wittenberg 2017", und im ehemaligen Gefängnis wird es eine hochkarätige Kunstausstellung unter dem Titel "Luther und die Avantgarde" geben. Das wird so anregend werden, dass alle, Protestanten und Katholiken, aber auch Menschen mit anderem Glauben oder ohne Glauben nach Wittenberg kommen sollten im Jubiläumsjahr.


epd: Wie viel Interesse haben Gruppen aus anderen Ländern, sich zu präsentieren? Gelingt es, die Protestanten auf der ganzen Welt darauf aufmerksam zu machen?
Käßmann: Ich habe in den vergangenen Jahren viele Partnerkirchen besucht. Überall gibt es großes Interesse an den Planungen in Deutschland und oft auch eine überraschte Vorfreude, dass wir 500 Jahre Reformation nicht wie erwartet etwa mit einem Wissenschaftskongress würdigen, sondern weltoffen, vielfältig, kreativ und auf die Zukunft ausgerichtet. Viele wollen gern selbst kommen, falls ihnen das finanziell möglich ist und auch die Visafragen geklärt werden können.

Gesponsert von Partnern

Andere planen parallele Veranstaltungen in ihrem Land. Kleinere Kirchen werden im "Gasthaus Ökumene" präsent sein, denn nicht alle können für 16 Wochen nach Wittenberg kommen wie die Schweizer Kirchen oder die ELCA aus den USA. Und als Teilnehmende kommen viele gesponsert von ihren Partnern, etwa eine Gruppe indischer Studierender mit Hilfe der kurhessischen Kirche oder Mitglieder der äthiopischen Mekane Jesus Kirche mit Hilfe der hannoverschen Landeskirche.


epd: Welche Erwartungen und Wünsche verbinden Sie mit diesem ungewöhnlichen Projekt?
Käßmann: Ich wünsche mir, dass für viele Menschen Reformation erkennbar wird nicht allein als historisches Ereignis, sondern als Prozess, der stetig weitergeführt wird. Es könnten beispielsweise Thesen entwickelt werden zu den verschiedenen Themenfeldern und Herausforderungen. Und ich hoffe, viele kommen, um Wittenberg im Jubiläumsjahr zu erleben, sich im Glauben ermutigt fühlen und sich anregen zu lassen für die Gemeinde vor Ort. Wenn wir am Ende sagen können: "Es war ein weltoffenes, internationales Jubiläum im ökumenischen Horizont", wäre ich sehr zufrieden.