Hilfsorganisationen: Gewalt gegen Kinder nicht tolerieren

Ein junges Mädchen steht am Ende eines dunklen Flures.
Foto: dpa/Nicolas Armer
Hilfsorganisationen: Gewalt gegen Kinder nicht tolerieren
Schläge sind immer noch Realität: Hilfsorganisationen haben zum Tag der gewaltfreien Erziehung am 30. April dazu aufgerufen, Gewalt gegen Kinder auf keinen Fall zu tolerieren.

"Schläge, Drohungen, Misshandlungen oder auch Vernachlässigungen von Kindern sind in Familien leider noch immer Realität", sagte die Geschäftsführerin des Weißen Rings, Bianca Biwer, am Freitag in Mainz. Dabei sei die Rechtslage in Deutschland eindeutig: Jede Form von körperlicher oder seelischer Gewalt sei verboten. Die Diakonie forderte eine bessere Aufklärung der Kinder über ihre Rechte.

Laut aktueller Polizeilicher Kriminalstatistik, die Auskunft über offiziell gemeldete Straftaten gibt, wurden 2014 in Deutschland mehr als 3.600 Fälle von Kindesmisshandlung erfasst. Dabei registrierte die Polizei mehr als 4.200 Opfer. Weil es sich dabei oft um Gewalt innerhalb der Familie und damit im sogenannten sozialen Nahbereich handele, sei die Dunkelziffer hoch, erklärte Biwer. Das Thema gehöre dringend in den öffentlichen Fokus.

Ihrer Erfahrung nach schwiegen drangsalierte Kinder sehr oft, weil sie zu hilflos seien, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen, oder weil sie noch mehr Bestrafung durch die Eltern fürchten.

Biwer trat der Verharmlosung von Gewalt gegen Kinder deutlich entgegen: "Ein kleiner Klaps schadet doch nicht! Strafe muss sein, wer bringt denn dem Kind sonst Manieren bei? Solche Rechtfertigungen dienen manchen Eltern dazu, Unrecht vor sich selbst und anderen zu legitimieren." Auch solche vorgeschobenen Gründe änderten aber nichts daran, dass gerade Kinder besonders schutzbedürftig seien.

Die Deutsche Kinderhilfe forderte null Toleranz bei Gewalt in der Kindererziehung und mehr Zivilcourage. "Jeder sollte aufmerksam sein und einschreiten, wenn es möglich ist oder wenigstens die zuständigen Behörden informieren", sagte Vorstandschef Rainer Becker. Meist seien gewaltbereite Eltern mit der Erziehung schlicht überfordert.

"Nur starke Kinder werden auch starke Eltern"

Horst Rühl, der ab Mai der neue Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen ist, betonte, es sei alles daran zu setzen, "dass Kinder und Jugendliche ohne Gewalt in einer liebevollen Umgebung aufwachsen können und Wertschätzung und Stärkung, Förderung und Unterstützung erfahren." Gewalt gegen Kinder dürfe nicht gesellschaftsfähig werden: "Denn nur starke Kinder werden auch starke Eltern."

Auch er verwies auf die Rechtslage: Seit November 2000 ist das BGB-Gesetz, das Erziehungsmethoden im häuslichen Umfeld regelt, neu gefasst. Es verbiete ausdrücklich körperliche Bestrafung, seelische Verletzung und entwürdigende Erziehungsmaßnahmen.