Jan Böhmermann für Grimme Online Award nominiert

Jan Böhmermann für Grimme Online Award nominiert
Für den Grimme Online Award sind in diesem Jahr 28 innovative Online-Angebote nominiert - darunter ist auch Jan Böhmermann. Die Preise werden Ende Juni verliehen.

Köln, Marl (epd) Satiriker Jan Böhmermann, der zurzeit wegen des juristischen Nachspiels seines Erdogan-Schmähgedichts eine Fernsehpause einlegt, steht für "das nahtlose Bespielen seiner Online-Präsenz" auf der Vorschlagsliste. Die Dichte an inhaltlich wie formal gelungenen Auftritten sei unter den mehr als 1.200 Einreichungen hoch gewesen, erklärte die Nominierungskommission am Donnerstag in Köln. Das zeige sich besonders in der Vielfalt von netzspezifischen Formaten, die vom Podcast über den Twitter-Account bis zur Multimedia-Reportage reichten.

In der Kategorie Information ist unter anderem die datenjournalistisch aufbereitete Website "Airbnb vs. Berlin" nominiert, die untersucht, ob das Zimmervermittlungsportal eine Mitschuld an den steigenden Mietpreisen in der Hauptstadt trägt. Der Podcast "Technische Aufklärung" begleitet die Arbeit des Geheimdienst-Untersuchungsausschusses im Bundestag, die Website "dekoder" übersetzt ausgewählte Berichte unabhängiger russischer Medien ins Deutsche.

Als publizistische Sphäre etabliert

Der YouTuber "DarkVictory" kann in der Kategorie Wissen auf eine Auszeichnung hoffen. Er ist für sein Format "BrainFed" nominiert, das animierte Hintergrundinformationen zu politischen Ereignissen und Netzthemen liefert. Auf der ebenfalls nominierten Seite "Opas Krieg" veröffentlicht Christian Mack die Feldpostkarten seines Großvaters aus dem Ersten Weltkrieg jeweils 100 Jahre nach ihrer Entstehung.

Vorgeschlagen in der Kategorie Kultur und Unterhaltung sind unter anderem die App "Imagoras - Die Rückkehr der Bilder" des Frankfurter Städel Museums und der Twitterkanal "@schafzwitschern", auf dem der Wanderschäfer Sven de Vries aus seinem Alltag berichtet. In der Kategorie Spezial ist die anonyme Streetart-Künstlerin "Barbara" nominiert, die im öffentlichen Raum kritische Botschaften an Werbeplakaten, Graffiti oder Verkehrsschildern hinterlässt und sie auf Facebook teilt. Auch das Interaktiv-Team der "Berliner Morgenpost" ist im Rennen um einen Award.

Das Internet habe sich längst als publizistische Sphäre etabliert, erklärte die Direktorin des Marler Grimme-Instituts, Frauke Gerlach. "Aktuelle Inhalte finden im Netz ganz eigene Erzählformen", betonte sie. Aus den Nominierten wählt nun die Jury bis zu acht Preisträger aus. Bis zum 16. Juni läuft zudem die Online-Abstimmung für den Publikumspreis. Die Preisverleihung findet am 24. Juni in der "Flora", dem Festhaus des Botanischen Gartens, in Köln statt.