Bremens Altbürgermeister Hans Koschnick gestorben

Bremens Altbürgermeister Hans Koschnick gestorben
Zwei politische Karrieren prägten das Leben von Hans Koschnick. Nach seiner Zeit als Bürgermeister von Bremen erwarb sich der SPD-Mann hohes außenpolitisches Ansehen. In den Reaktionen auf seinen Tod wird deutlich: Sein Wirken stand für Versöhnung.

Bremen (epd) Bremens Altbürgermeister Hans Koschnick (SPD) ist am Donnerstagmorgen im Alter von 87 Jahren gestorben. Führende Vertreter aus Politik, Kirchen und Gesellschaft würdigten ihn als Brückenbauer und Mann der Verständigung. Er sei ein "leidenschaftlichen Kämpfer für die Demokratie" gewesen, sagte Bundespräsident Joachim Gauck. Er habe sich an seinem Gewissen und an dem Willen orientiert, Verantwortung für sich und für andere zu übernehmen. Bundesratspräsident Stanislaw Tillich (CDU) sagte, Deutschland und Europa verdankten Koschnick viel.

Versöhnung zwischen Deutschen und Polen

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) betonte, Koschnicks Engagement für Frieden, Stabilität und eine gerechtere Welt bleibe unvergessen. In den 90er Jahren habe er in schwierigen und politisch höchst angespannten Zeiten auf dem Balkan erfolgreich für Verständigung und Aussöhnung gewirkt.

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, die deutsche Sozialdemokratie habe einen treuen, immer verlässlichen Freund und Mitstreiter verloren. "Hans Koschnick war ein Ausnahmepolitiker: geradlinig, entschlossen und mitreißend konnte er wie wenige andere die Menschen für sozialdemokratische Ziele begeistern."

Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) betonte, Koschnick habe mit seiner Persönlichkeit, seiner Volksverbundenheit und seinem unerschütterlichen Glauben an die Versöhnung und Verständigung zwischen den Völkern unauslöschliche Spuren hinterlassen. Er habe sich insbesondere um die Versöhnung zwischen Deutschen und Polen verdient gemacht. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bezeichnete Koschnick als "grundehrlichen Politiker, der den ganz normalen Menschen stets sehr nah war".

Enger Weggefährte von Willy Brandt

Auch der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und leitende Bremer Theologe Renke Brahms würdigte Koschnick als einen Mann, für den Verständigung und Brückenbau Lebensthemen waren. "Auf vorbildliche Weise lebte er dies, als er sich von 1994 bis 1996 als EU-Administrator in Mostar für Frieden und Versöhnung einsetzte." Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma trauert um "eine wichtige mahnende Stimme für Demokratie und Menschlichkeit".

Koschnick wurde am 2. April 1929 in Bremen geboren. Geprägt wurde er durch seine Eltern, die sich offen gegen die Nazidiktatur stemmten. Unter seinen politischen Kollegen war er oft der jüngste. So mit 26, als er in die Bremische Bürgerschaft einzog. 1967 wurde er zum Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen gewählt und war damit der jüngste deutsche Ministerpräsident. 1985 trat Koschnick als Bremer Regierungschef zurück, um sich fortan insbesondere in der Außen- und Sicherheitspolitik zu engagieren.

Koschnick war enger Weggefährte von Willy Brandt. Er engagierte sich als politischer Brückenbauer, trug zur Versöhnung mit Israel und Polen bei und lenkte als EU-Administrator den Wiederaufbau in Mostar. Koschnick war seit 1954 mit seiner Frau Christine verheiratet, die er als sein "politisches Gewissen" bezeichnete. Er hinterlässt außerdem einen Sohn und zwei Enkel.