Ernüchternde Wiederaufbaubilanz zum Jahrestag des Erdbebens in Nepal

Ernüchternde Wiederaufbaubilanz zum Jahrestag des Erdbebens in Nepal
Ein Jahr nach dem verheerenden Erdbebens in Nepal mit fast 9.000 Toten haben Helfer eine ernüchternde Bilanz des Wiederaufbaus gezogen.

Bonn (epd) Dieser verlaufe deutlich schleppender als gehofft, erklärte die "Aktion Deutschland Hilft" am Mittwoch in Bonn. Dies liege unter anderem an einer langsamen Koordination der nepalesischen Behörden und einer Blockade von Brennstoff- und Gaslieferungen seitens des Nachbarlandes Indien.

Zu wenig Personal

Die internationale Staatengemeinschaft habe nach den schweren Erdstößen vom 25. April rund 3,5 Milliarden Euro für den Wiederaufbau bereitgestellt, für den die Regierung in Kathmandu die Rahmenbedingungen schaffen sollte, erklärte das Bündnis deutscher Hilfsorganisationen. Diese Institution habe aber erst im Januar ihre Arbeit aufgenommen, und wegen schwacher personeller Besetzung gehe die Koordination weiter nur schleppend voran.

Als weitere Hürde nennt "Aktion Deutschland Hilft" die Lieferblockade Indiens. Auslöser dafür war die neue nepalesische Verfassung im Herbst vergangenen Jahres, von der sich die indische Minderheit benachteiligt sieht. Mit begrenztem Benzin und reduzierter Energie sei aber die Produktion von Baumaterialien langsam und schwierig, ebenso wie der Transport. "Bis zu drei Tage müssen die Menschen für Benzin anstehen", sagte Geschäftsführerin Manuela Roßbach. "Meistens bleibt den Nepalesen nichts anderes übrig, als längere und vor allem beschwerliche Wege zu Fuß zurück zu legen."

Not treibt Kinder zu Menschenhändlern

Die anhaltende Not treibt nach Angaben der Kindernothilfe viele Kinder in die Hände von Menschenhändlern. Eltern fielen auf falsche Versprechungen der Schlepper herein, den Jungen und Mädchen Hilfe und Stipendien zu verschaffen, erklärte die Organisation in Duisburg. Stattdessen landeten die Kinder beispielsweise in indischen Bordellen. "Die Menschen sind nach der Katastrophe so verzweifelt, dass sie sich an jeden Strohhalm klammern und Versprechungen blind glauben", sagte Asien-Referatsleiter Jörg Denker.

Bei den Erdbeben im April und Mai vergangenen Jahres wurden mehr als 22.000 Menschen verletzt. Schätzungsweise vier Millionen Nepalesen verloren ihr Zuhause.