Forderungen nach grundlegender Korrektur der Rentenpolitik

Forderungen nach grundlegender Korrektur der Rentenpolitik
Fast jedem zweiten Bundesbürger droht einer WDR-Untersuchung zufolge wegen des sinkenden Rentenniveaus eine Rente unterhalb der Armutsgrenze.

Berlin (epd) Von Altersarmut bedroht seien 25,1 Millionen Menschen von insgesamt 53,7 Millionen künftigen Rentnern, teilte der Sender am Dienstag in Köln mit. Angesichts dieser alarmierenden Zahlen forderte der Sozialverband VdK in Berlin eine grundlegende Reform der Rentenpolitik.

Die von der Bundesregierung geplante Lebensleistungsrente lehnte der mit 1,7 Millionen Mitgliedern größte Sozialverband Deutschlands ab. "Sie ist kein geeignetes Instrument, um Altersarmut zu bekämpfen", sagte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher.

Radikale Korrektur gefordert

Als Ursache für die zunehmende Altersarmut werden in der Studie des WDR niedrige Löhne genannt, aber auch die hohe Zahl von Teilzeitbeschäftigten, kleinen Selbstständigen und Mini-Jobbern. In diesen Gruppen bestehe eine massive Gefahr zu verarmen, hieß es.

Um im Jahr 2030 eine Rente über dem Grundsicherungsniveau zu bekommen, müsste ein Arbeitnehmer nach heutigem Stand 40 Jahre lang ununterbrochen pro Monat mindestens 2.097 Euro brutto verdienen, errechnete der WDR. Diesen Wert erreichten heute allerdings lediglich 38 Prozent. Das bedeute im Umkehrschluss, dass 13,6 Millionen aller abhängig Beschäftigten Gefahr laufen, im Alter mit ihrer gesetzlichen Rente nicht über das Grundsicherungsniveau hinaus zu kommen. Diese Armutsgrenze liegt bei einem Alleinstehenden derzeit bei 840 Euro.

Der Sozialverband VdK hat deshalb seine Forderung nach einer radikalen Korrektur der Rentenpolitik erneuert. "Wir brauchen einen deutlichen Kurswechsel", sagte Verbandspräsidentin Mascher. Im ersten Schritt müsse das Rentenniveau auf dem aktuellen Stand eingefroren werden.

Ungelöst sei nach wie vor auch das hohe Armutsrisiko bei Erwerbsminderung. "Die Rentenabschläge von 10,8 Prozent bei den Erwerbsminderungsrenten müssen endlich weg. Krankheit darf keine Armutsfalle sein", erklärte Mascher.

Hohe Hürden

Der von der Bundesregierung geplanten Lebensleistungsrente, mit der die Koalition Kleinstrenten aufstocken will, erteilte der VdK eine Absage. Sie werde die von Altersarmut betroffenen Menschen kaum erreichen, da die Hürden für die Inanspruchnahme viel zu hoch seien. "Die Zugangsvoraussetzungen gehen an den Erwerbsbiografien und der Lebenswirklichkeit vieler Frauen, Langzeitarbeitsloser und Erwerbsgeminderter vorbei", sagte Mascher.

Beim morgigen Koalitionsausschuss beraten die Spitzen der Bundesregierung und der Fraktionen über die Lebensleistungsrente, da sich die Koalition hier in Details nicht einig ist. Die Linke erklärte dazu am Dienstag in Berlin, die geplante Reform werde wirkungslos bleiben, da sie jeden zweiten von Altersarmut bedrohten Bürger nicht erreiche.